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22.12.16 Zuckersteuer?

Googeln Sie mal „Zuckersteuer“. Sie werden staunen, wer die alles gefordert hat. Von der WHO über die Niederlande bis hin zu England. Es ist eine iluustre Gesellshaft, die sich da zusammengetan hat. Im letzten Oktober war es der Bund der Kinderärzte, jüngst der AOK-Chef. Könnten sie sich durchsetzen, würde das höchstens Wolfgang Schäuble freuen. Doch keine Verbrauchssteuer bewirkt eine Verhaltensänderung. Die Tabaksteuer läßt grüßen. Niemand hat aufgehört zu rauchen, nur weil die Glimmelstengel ein paar Euro mehr kosteten.
RP-Online.de

Georg Rüschemeyer ist ein kompetenter Wissenschaftsjournalist, der regelmäßig in der FAZ schreibt. Kürzlich erschien ein Beitrag von ihm in der Sonntagszeitung, der jetzt bei FAZ.net abrufbar ist.

faz.net

In dem Beitrag geht es um die verheerenden Folgen des Zuckerkonsums. Was wir längst wissen: Weltweit nimmt die Zahl der Übergewichtigen beängstigend zu. Immer mehr Beobachter äußern sich besorgt, wie man die Folgekosten in den Griff bekommen kann. Das Problem ist längst erkannt, doch erfolgreiche Strategien zur Senkung des Zuckerkonsums sind Mangelware. In Großbritannien, wo die Zahl der Menschen mit Adipositas besonders dramatisch angestiegen ist »geht die Regierung einen Schritt weiter und legte … einen seit geraumer Zeit angekündigten Gesetzentwurf vor“, schreibt Rüschemeyer. Demnach ist „je nach Zuckergehalt eine zusätzliche Abgabe von 18 bis 24 Pence pro Liter Süßgetränk vorgesehen“. Der Journalist zeigt sich selbst skeptisch, was den möglichen Erfolg anbelangt.

Dem können wir uns nur anschließen. In der EU kommt mit Ende des Jahres die bisherige Marktordnung für Zucker an ihr Ende. Die Entwicklung nach 2017 ist ungewiß, aber die Gobalplayer und multinationalen Konzerne stehen in den Starlöchern, um ihre Marktanteile zu behaupten. Wer mehr darüber erfahren möchte, möge hier nachlesen:
Suedzucker.de
haz.de

Bedeutende Getränkehersteller aus den USA propagieren und bewerben inzwischen den normalen Haushaltszucker als natürliches Produkt und wenden sich von der bisher verwendeten Mais- und Weizensirupsüße ab. Uns kommt das so vor, als wolle man hier den Teufel mit Beelzebub austreiben.

Rüschemeyer aber kann zu unserem Erstaunen dem Strategiewechsel durchaus Positives abgewinnen. Das liest sich dann so: „Ernährungsphysiologisch betrachtet, ist der Saccharose, wie Speisezucker aus Rüben oder Zuckerrohr chemisch bezeichnet wird, eigentlich nicht viel vorzuwerfen. Als Disaccharid (d.h. Mehrfachzucker, M.K.) besteht das Kohlenhydrat aus zwei miteinander verknüpften Zuckermolekülen: Glucose und Fructose, Letztere ist in Früchten und Honig enthalten, in moderaten Mengen unbedenklich und wird vom Stoffwechsel meist problemlos abgebaut“.

Wir erkennen hier zwei gravierende Fehler:

1. Die Saccharose/Haushaltszucker ist für den Körper ein erhebliches Problem. Er ist schlicht unverdaulich. Saccharose muß erst im Darmbereich in die beiden Einfachzucker Glukose (Traubenzucker) und Fructose (Fruchtzucker) aufgespalten werden. Darauf ist unser Organismus evolutionär überhaupt nicht eingestellt, gibt es doch die massenhafte Saccharose erst seitdem es gelang, aus Rüben Zucker herzustellen. Es war Andreas Sigismund Marggraf, der 1747 entdeckte, dass die Runkelrübe den gleichen Zucker enthält wie das Zuckerrohr. 1761 legte er dem preußischen König selbst produzierten Zucker aus Rüben vor. 1834 schließlich klärte Justus v. Liebig die chemische Summenformel des Saccharose-Moleküls (C12H22O11) auf.

2. Die in der Natur vorkommenden Mengen an Saccharose kann man vernachlässigen. Honig enthält sie in kleinen Mengen. doch die Bienen liefern dafür gleichzeitig ein Enzym, das für die Aufspaltung sorgt. Das Problem heute ist die gewaltige Menge an Saccharose. So nimmt jeder Deutsche im Durchschnitt mehr als 30 Kilo Haushaltszucker pro Jahr zu sich. Pro Tag wären das etwa 85 Gramm – und damit mehr als das Dreifache der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Menge von 25 Gramm beziehungsweise fünf Prozent des täglichen Kalorienbedarfs.

Rüschemeyer schreibt (s.o.) „…Glucose und Fructose, letztere ist in Früchten und Honig enthalten…“. Da irrt er: Im Honig, gerade in der Frühjahrstracht, ist in größeren Mengen Glucose enthalten, die man auch deutlich schmecken kann (Glukose ist für die Versorgung unseres Gehirns wesentlich). Die Fructose dagegen ist insbesondere in der Sommertracht/Blütenhonig enthalten. Noch einmal sei Rüschemeyer zitiert: „…in moderaten Mengen (ist die Fructose) unbedenklich und wird vom Stoffwechsel meist problemlos abgebaut“. Pardon: Das hätten wir gerne, gerade im Blick auf den Honig, etwas genauer.

Doch wir wollen uns im Herumkritteln nicht verzetteln. Die Frage bleibt: Wie kann man eine Verhaltensänderung bewirken, wenn sich der Steuer-Weg als untauglich erweist? Wir sind fest davon überzeugt, dass Honig das Mittel der Wahl ist. Von dem werden in Deutschland pro Kopf und Jahr leider nur ein gutes Kilo verzehrt. Um das zu ändern, muß Honig aus der Müsli- und Reformhausecke herausgeholt werden. Wer könnte dafür die Initiative ergreifen? Der altbackene Deutsche Imkerbund gewiß nicht, der hat noch nicht einmal das Problem erkannt. Für den eigentlich zuständigen Minister für Ernährung, Landwirschaft und Forsten ist bisher alles, was mit Imkerei und Honig zu tun hat, lediglich ein Folkloreproblem. Christian Schmidt wird verständlicherweise von Problemen in ganz anderen Größenordnungen in Atem gehalten.

Ach, wenn er doch als ersten Schritt eine Werbeagantur beauftragen würde, um den Honigkonsum anzukurbeln. Wir hätten da auch einen Tipp: JungvMatt
jvm.com
Was die für Edeka erreicht haben, schaffen sie gewiß auch für den Honig.