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13.2.18 Bienenretter, selbsternannt
Mit Kampagnen läßt sich Geld verdienen, viel Geld sogar. Ein Megatrend scheint gefunden zu sein: Bienen und Honig. Einen Riecher dafür kann man den Agenturen nicht absprechen.
Ob die Kreativen von „Honey“ mit den Bienen nicht ein bißchen spät kommen? Ach was, man muß nur die Kurve kriegen. Das geht so: Bienen waren „schon ein Thema, das im vergangenen Jahr immer wieder die Medien beschäftigte, zuletzt aber kaum mehr aufgegriffen wurde. Die Idee dazu hatte Stefan Setzkorn, Geschäftsführer Kreation bei Honey“.
Man muß sich das alles nur einmal genauer ansehen. Da hat man eine Kiste in die Hamberger HafenCity auf eine kahle Wiese vor einen Plattenbau gekarrt. „Die Bewohner? Ganz viele Bienen im Winterschlaf!“ Wir wollen wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten aufhalten, wie: Bienen halten keinen Winterschlaf, wenn doch, wäre das ihr sicherer Tod.
Ein Imker in Schutzkleidung davor drapiert verkündet die dramatische Botschaft:
„Er soll symbolisieren, wie hart der Überlebenskampf der Bienen auf dieser Erde ist“, so der Imker. Dann nennt er Zahlen: „Heute haben wir schon 75 Prozent weniger Bienen als vor 20 Jahren – ausgelöst duch Klimawandel, Agrarchemie und Betonwüsten.“
Gerne wüßten wir, wie die Agentur zu den Zahlen gekommen ist. Zumindest für Deutschland sind sie nachweislich falsch. Wer sich beim Deutschen Imkerbund (nebenbei, er gehört weder zu unseren Freunden, noch sind wir in einer seiner Untergliederungen Mitglied) umschaut erfährt, dass die Zahl der Bienenvölker und die der Imker über die letzten Jahre kontinuierlich zugenommen hat. Auch die anderen Behauptungen siedeln nachweislich jenseits der Wahrheit: Der Klimawandel zeitigt in unseren Breiten bisher keinerlei Auswirkungen auf Bienen und Honig. Schließlich: Weniger Bienen durch Betonwüsten? Nahezu komisch, wo „Honey“ doch selbst Bienen in eine hineinstellt. Hat man in der Agentur noch nichts von den erfolgreichen Stadtimkern gehört? Die ernten nicht nur mehr und länger Honig, sondern ihr Produkt ist unbelastet von der sog. Agrarchemie. Beneidenswert.
Doch wozu differenzieren? Das würde nur den Schwung aus der Kampagne nehmen.
Doch was wir hier über die Situation der Bienen geschrieben haben, ist nur die eine Seite der Medaille, zugegeben, die erfreuliche. Sie gilt für die durch Imker betreuten Bienenvölker. Auf der anderen Seite steht die harte und bittere Wahrheit: Es gibt keine frei- und wildlebenden Bienenvölker mehr in unseren Breiten. Über den überschaubaren Zeitraum der menschlichen Geschichte gab es immer freilebende bzw. wilde Honigbienen und parallel dazu eine hochentwickelte Imkerei, gerade im Nahen Osten. Damit ist es seit ca. 50 Jahren aus und vorbei.
Daran werden Agenturen wie „Honey“ & Co nichts ändern. Ich vermute sogar, dass sie das auch gar nicht interessiert. Muß sie ja auch nicht. Nur sollten sie dann auch nicht die Backen so gewaltig aufblasen.