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10.2.18 Hirsche im Dorf

Ein Wolf spaziert am helllichten Tage an einem Kindergarten vorbei. In der „Bild“ konnten wir die Fotos sehen. Abschießen?

Was nun tun, wenn zwei erwachsene Hirsche regelmäßig ein hessisches Dorf besuchen? Schauen Sie sich das einmal an. Ich habe die Seite bei meiner Recherche zum Thema Blühstreifen durch puren Zufall entdeckt. Übrigens: Da macht das Bundesland seinem alten Slogan “Hessen vorn” alle Ehre.

Zurück zu den Hirschen. Welche Gefahr sollte von den beiden denn ausgehen? Menschen greifen sie nicht an. Auf den Straßenverkehr haben sie sich eingestellt und weichen im Zweifelsfall auf den Bürgersteig aus. Man könnte ja auch für den ganzen Ort Tempo 30 vorschreiben. Würde die reine hessische Welt einen Kratzer bekommen, wenn man in dieser dürftigen Zeit den Tieren im Ort etwas zu fressen geben würde? Jäger dürfen aus guten Gründen keine Wildtiere füttern. Aber mit Gästen, selbst wenn sie ungerufen erscheinen, sollte man anders umgehen. Ein paar Heuballen werden sich wohl noch auftreiben lassen.

Welche Gefahren könnten noch am Horizont auftauchen? Bis zur Brunftzeit ist es noch lange hin. Bis zum Herbst jedenfalls werden die beiden Hirschbullen friedlich bleiben.

Bis dahin sollten sich Bewohner wie öffentlich Bedienstete von Dietzhölztal fragen, warum die Tiere gerade zu ihnen kommen. Das werden sie nie erfahren, wenn sie die beiden mit ihren prächtigen Geweihen schnöde abknallen. Doch dem steht zum Glück das Recht entgegen, das die Jagd in geschlossenen Orten verbietet. Ausnahmeregelungen suchen oder schaffen? Papperlapapp. Von Gefahrenabwehr, für die die Polizei zuständig wäre, kann nach allem was wir wissen, keine Rede sein. Also alles lassen wie sie es ist.

Es gibt ein wunderschönes Gedicht von Christian Morgenstern, das unbedingt in diesen Zusammenhang gehört:

Das Huhn

In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her …
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteher?

Wird dem Huhn
man nichts tun?
Hoffen wir es! Sagen wir es laut:
daß ihm unsre Sympathie gehört,
selbst an dieser Stätte wo es – ›stört‹!