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9.11.16 Wespe als Haustier

Hier sehen Sie unser neues Haustier. Die Wespe, und um eine solche handelt es sich, lebt seit ca. zehn Tagen bei uns. Da ich mich zu den Wespenfreunden zähle, beobachtete ich sie eher als dass ich sie zu vertreiben suchte. Wenn schon einmal Bienen in unserer Wohnung sind – was in der Saison häufiger vorkommt – dann werfe ich ein Handtuch über sie, während sie am Fenster auf und ab fliegen. So kann ich sie ziemlich sicher nach draußen expedieren und sie finden wieder zu den ihren zurück.

Die Wespe machte zunächst einen unruhigen Eindruck. Sie flog mir ständig um den Kopf, was sich eher lästig fand, als dass ich Angst vor einem Stich hatte. Irgendwann beruhigte sich das Tier. Weil bei uns immer Honiggläser herumstehen, fand die Wespe auch ausreichend Nahrung. Wie andere Insekten flog sie zunächst häufig, dann immer weniger um die Glühbirnen. Von Hummeln und Honigbienen weiß man, dass sie über eine enorme Lernfähigkeit verfügen. Man kann sie regelrecht dressieren. Dafür gibt es wissenschaftliche Belege, die über jeden Zweifel erhaben sind.

Unsere Wespe scheint über ein ähnliches Potential zu verfügen. Küche und Esszimmer scheint sie inzwischen genau zu kennen, denn sie bewegt sich völlig unaufgeregt zwischen beiden Räumen. Sie fliegt auch nicht mehr an den Fensterscheiben rauf und runter. Offensichtlich hat sie gelernt, dass es da nicht weitergeht.

Gestern Abend stand unser neues Haustier dicht vor einer Katastrophe. Ich hatte Honig erwärmt, um ihn dann cremig zu rühren. Als ich dabei war, den Honig in Gläser abzufüllen, fiel das Tier in die flüssige Masse. Dort wider herauszukommen hätte sie keinerlei Chance. Also rettete ich das Tierchen. Ob es dankbar war? Jedenfalls putzte es sich und flog sehr bald wieder durch die Gegend, mied aber die große Honig-Abfüllkanne. Für mich auch wieder ein Beweis für die Lernfähigkeit der Wespe.

Leider habe ich gestern vergessen, unser neues Haustier zu fotografieren. Heute Abend habe ich es aber getan. Der Lampenrand scheint überhaupt sein Lieblingsplatz zu sein. Die Dinge von oben zu beobachten ist ja auch eine geniale Strategie.

11.11.
Heute Abend kam es zu einer dramatischen Entwicklung. Um die zu verstehen, muss ich Ihnen ein wenig unsere Räumlichkeiten erklären. Unten befinden sich auf gleicher Ebene Küche, Ess- und Wohnzimmer. Von dem geht eine Treppe auf eine Galerie. Dort steht ein Fernsehgerät. Mein Arbeitszimmer befindet sich in der 1.Etage von einem anderen Teil unseres Hauses.
Plötzlich höre ich meine Frau aufgeregt rufen. Sie war aufgestanden und wollte nach unten gehen. Plötzlich hört sie, wie ihr unsere Hauswespe um den Kopf fliegt. Das Tier war offensichtlich ziemlich unruhig, denn es drohte sich im Haar zu verheddern – eine ziemliche Gefahr sowohl für die Wespe selbst als auch für meine Frau; wenn beide in Panik geraten würden, könnte es zum Show-down kommen. Zum Glück aber passierte das nicht. Als ich herunter kam war die Wespe bereits weg. Ob sie uns schon so gut kennt, dass sie weiß, dass für sie von uns keinerlei Gefahr ausgeht? Warum ist sie überhaupt auf die Galerie geflogen, wo sie sich doch bisher immer im Küchenbereich aufhielt und warum “ging” sie mit meiner Frau wieder nach unten? Wo sie sich jetzt auffällt?

Die Temperatur draußen bewegt sich um 0°. Gerne würde ich unserem Tierchen sagen, dass es doch sehr dankbar sein sollte, weil es sich bei uns befindet. Aber vielleicht weiß die Wespe das schon längst und hat deshalb auch von einer Attacke auf meine Frau Abstand genommen. – Ich werde weiter berichten.

12.11.
Unser Haustier scheint den Stress des gestrigen Abends überwunden zu haben; vielleicht hatte es auch gar keinen. Jedenfalls hat es den Weg zurück an seinen alten Platz in der Küche gefunden. Heute Morgen flog es da ganz ruhig herum.

Den Vormittag über habe ich immer mal wieder nach der Wespe geschaut, sie aber nicht entdeckt. Am Abend flog sie putzmunter durch die Küche. Ob es ein Nachttier ist? Zum Fernsehen flog sie aber nicht auf die Galerie.

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