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7.1.18 Fipronilabgrund

In meinem Garten leben 15 Hühner (im Bild Johanna). Der Futterhändler, bei dem ich regelmäßig junge Tiere nachkaufe, erklärte mir dieser Tage, erst im März könne ich wieder welche bekommen. „Der Grund liegt im Fipronil-Skandals des letzten Sommers“, erfuhr ich. Einleuchten wollte mir die Erklärung nicht. Aber egal, dachte ich, mußt Du eben noch drei Monate warten.

Fipronil? Man hatte uns im Frühherbst es letzten Jahres erklärt, dass Eier großer Produzenten durch das Insektengift kontaminiert seien. Aldi & Co. stoppten damals den Verkauf. Man zeigte uns immer noch leichtgläbigen Verbrauchern im Fernsehen, wie die in Frage stehenden Eier vernichtet wurden.

Alles wieder gut, dachte auch ich. Eier muß ich ohnehin nicht kaufen, da ich auf dem Gebiet Selbstversorger bin.

Jetzt allerdings wurde ich stutzig. Irgendetwas muß man uns verheimlichen. Schädigt Fipronil möglicherweise nicht nur die Eier sondern auch die sie legenden Hühner? Ist das der Grund, weshalb ich keien Junghühner kaufen kann?

Jetzt stoße ich auf einen Bericht aus der „Süddeutschen“ Zeitung vom letzten Oktober. Fipronil wurde demnach auch in Produkten nachgewiesen, die mit Eiern hergestellt sind. Also hat man die kontaminierten Eier wohl nur als PR-Gag vernichtet, sie aber ansonsten weiterverkauft.

Doch vielleicht ist auch das nur die Spitze des Eisbergs. Die Verwendung von Fipronil zur Vernichtung von Schädlingen in Hühnerställen ist nicht der eigentliche Zweck des Insektizids. Die Landwirtschaft setzt es seit Jahren zur Bekämpfung von Ungeziefer auf Äckern ein. Die Zulassungsbestimmungen in der EU sind uneinheitlich
. Mehrere Imker-Verbände reichten 2007 eine Klage gegen die Zulassung von Fipronil ein; die wurde 2008 als unzulässig abgewiesen. Die Chemieriesen versichern auch in dem Zusammenhang ihr Mantra: Bei sachgemäßer Anwendung sei alles ganz harmlos.

Hier den Überblick zu behalten fällt schwer. Die EU hat eben nur ein Teilverbot ausgesprochen und das Zeug nicht generell auf den Index gesetzt, wie fälschlicherweise auch in bienen& natur 9,17 behauptet wird. Auch einzelne Länder erlauben weiterhin die Verwendung von Fipronil. Man weiß von früheren Skandalen, dass die Lieferanten überaus kreativ sind, wenn sie ihren Geschäften länderübergreifend nachgehen. Und wer will die Bauern kontrollieren, ob sie nicht doch generell das Insektizid spritzen, weil es so wirksam ist? Fazit: Nur ein generelles Verbot würden die Wende bringen. Doch das genau wird es nicht geben, weil die Lobbyisten der Chemiriesen auch hier ganze Arbeit leisten.

Zurück zu den Hühnern. Könnte es sein, dass alles noch viel schlimmer ist, d.h. nicht die mit Fipronil kontaminierten Eier das Problem sind, sondern landwirtschaftliche Produkte generell, die in einem ihrer Entwicklungsstadien mit dem Gift behandelt wurden? Untersuchungen scheinen zu fehlen. Generell gilt: Man kann nur das finden, was man sucht. Wenn man also nicht nach Fipronil jenseits von Eierprodukten sucht, findet man auch nichts von dem Zeug – sagen wir – in Weizenprodukten.

Mal sehen wie lange wir noch weiterschlafen. Ich könnte ja noch sagen, dass mir der ganze Hype sonstwo vorbei geht, meine Hühner und ihre Eier sind garantiert Fipronil-frei. Doch da sind noch meine Bienen und der Honig, den sie produzieren. Und bei denen hört bei mir der Spaß auf, weil schon zu viele ihr Lebensrecht mit Füßen treten.