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5.12.16 Winterunruhe

Die Zweige der Kirsche sind mit Raureif überzogen. Sie glitzern in der blendenden Wintersonne. Zu sehen sind zwei Völker im Rottfeld. Das eine befindet sich noch auf drei Zargen, was eher die Ausnahme ist. Vor ein paar Wochen hatte ich noch eine neue Königin auf ein relativ schwaches Volk gesetzt.

Es ist eiskalt. Bei ähnlichen Temperaturen habe ich gerade rechtzeitig vor einigen Tagen die letzte Varroa-Behandlung des Jahres mit Oxalsäure durchgeführt. Ob alles gut gegangen ist? Wird schon, beruhige ich mich selbst. Ich muss mich wirklich beherrschen, um die Völker nicht erneut zu öffnen, weil ich mich von ihrem Zustand überzeugen möchte. Ob sie wirklich noch alle leben?

Dann beruhige ich mich selbst, weil ich gelernt habe, dass den Bienen die Kälte nichts anhaben kann. Locker stecken sie die Minusgrade weg. Dafür bilden sie eine Traube, die sich über mehrere Wabengassen erstreckt. Innerhalb der Traube beträgt die Temperatur 20° plus. Außerhalb davon ist es genauso kalt wie draußen. Früher meinte man, man müsse die Bienen im Winter warm einpacken. Davon ist man heute abgekommen. Die Beuten, die Sie auf dem Bild sehen, verfügen unten lediglich über eine engmaschige Gase aus Metall.

Wie die Bienen das schaffen, wurde mir im Sommer bei einem Schwarm klar. Der hatte sich zum Teil auch außen an einem Eimer festgesetzt. Plötzlich begann es stark zu regnen. Ich wollte schon einen Regenschirm darüber stellen, als ich bemerkte, dass die Bienen außen alle Rücken an Rücken saßen. So bildeten sie einen Schutzschild. Das sah aus wie Holzschindeln auf einem Dach. Ich versuchte, mit einem Finger diesen Schutzschild zu durchbohren – und staunte, welche Mühe ich dabei hatte, so fest und damit wasserundurchlässig erwies er sich. Der Regenschirm war also überflüssig. Genauso, sagte ich mir jetzt, wird die Wintertraube funktionieren. Durch die dringt keine Wärme nach außen, weil die ganz eng beieinander sitzenden Bienen eine isolierende Schicht bilden. Klar, dass die sich außen befindenden Bienen nach einer Zeit sich mit anderen aus dem Inneren abwechseln.

Schließlich begriff, das nicht ich mich beruhigen mußte; das taten vielmehr die Bienen selbst. Wieder einmal war ich fasziniert, wie die Tiere im Laufe von Jahrmillionen gelernt haben, in einer feindlichen Umwelt zu überleben.