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24.8.16 Panscherei

Erstaunlich, welche Begriffe alle ungeschützt sind. Zu diesen gehören drei, bei denen ich es nicht für möglich gehalten hätte: Jurist, Honig in verschiedenen Verbindungen und Bienenwachs. Der Skandal liegt in meinen Augen darin, dass das den Gesetzgeber nicht zu interessieren scheint.
Die Noch-Bundestagsabgeordnete Petra Hinz darf sich weiterhin Juristin nennen, obwohl sie weder das Abitur gemacht oder ein juristisches Studium absolviert hat. Weil ungeschützt, kann sich jeder Jurist nennen und damit Eindruck schinden. Da wird auf einer Webeite für Veganer »Löwenzahnhonig ohne Bienen« mit entsprechendem Rezept angepriesen. Ein paar Blüten des Karnickelfutters und reichlich Haushaltszucker sogar reichen dafür vollkommen. Ob wir demnächst auch synthetischen Honig angeboten bekommen? Möglich wäre es. Synthetisches Bienenwachs gibt es bereits.
Um das zu verstehen, muss man eine Besonderheit der deutschen Sprache bemühen. Die kennt die Zusammensetzung von Substantiven zu einem neuen Wort. Da wird z.B. aus Bau und Maschine eine Baumaschine. Problematisch wird es nur, wenn in dem zusammengesetzten Wort ein ganz neuer Inhalt entsteht. Beispiel Leberkäse. In dem ist weder Leber noch Käse enthalten. Oder nehmen Sie Bienenstich. Das Wort kann bedeuten, dass ich den Stich von einer Biene bekommen habe; genauso aber kann es das Stück Kuchen meinen, dass ich beim Bäcker kaufen kann.
Womit wir beim Honig wären. In der Honigverordnung wird der Begriff beschrieben und so geschützt. Aber für Löwenzahnhonig gilt das nicht mehr. Der Normalverbraucher denkt, den haben die Bienen aus der gelb blühenden Pflanze auf irgendeiner Almwiese gewonnen. Genauso aber kann es den Veganerbrei (s.o.) meinen. Das Spiel könnte man nahezu unendlich fortsetzen. So wird der Verbraucher getäuscht.
Im Imkerforum wird dieser Tage berichtet, dass Bienenwachs tonnenweise mit Paraffin kontaminiert wurde. Ersteres ist teuer und letzteres billig. Für Betrüger also ein gefundenes Fressen und für die Bienen möglicherweise tödlich, auf jeden Fall aber schädlich. Man möge sich in Erinnerung rufen: Paraffin ist ein Abfallprodukt der Erdölindustrie. Es steht im Verdacht Krebs zu erregen. Nachweislich schädigt es die Brut der Bienen. Als Kerzenwachs wird es genauso verwendet wie in der Kosmetikindustrie. Wie schädlich das Zeug ist merkt auch der tumbste Kerzenabbrenner, wenn er den Qualm einatmet und nicht lüftet. Die Kopfschmerzen spürt er unmittelbar, die langfristigen Folgen erst viel später, wenn sich die Ursachen für alle möglichen Erkrankungen nicht mehr eindeutig nachweisen lassen.
Doch aus den Reihen der Imkerschaft und ihrer Berufsverbände vernahm man keinen Aufschrei. Beinahe hämisch klingt es, wenn viele Imker darauf hinweisen, dass sie sich schon längst vor verseuchtem Wachs durch einen eigenen Wachskreislauf schützen. Das steht ganz im Gegensatz zu den Neonikotinoiden, deren Schädlichkeit man der chemischen Industrie vehement anlastet. Ähnliches gilt für Glyphosat und den Verdacht, das Mittel würde Krebs verursachen. Den Unterschied in den Reaktionen vermag man sich nur so zu erklären, dass bei der Kontamination von Bienenwachs durch Paraffin der Zubehörhandel für Imker massiv involviert ist. Da scheint man aus den unterschiedlichsten Motiven alle Augen zu zudrücken.
Das wird sich erst ändern, wenn die Begriffe Honig in allen Zusammensetzungen und Bienenwachs endlich geschützt werden.