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7.4.20 Joseph Gates
Sie kennen die Geschichte aus dem Alten Testament, die für Thomas Mann den Ausgangspunkt für seinen berühmten Roman bildete? Joseph, der von seinen Brüdern verkaufte israelitische Sklave, deutete dem ägyptischen Pharao seine Träume: Es wird sieben fette und danach sieben magere Jahre geben. Der König erschrak und erhob Joseph zum Regierungschef mit allen Vollmachten über ganz Ägypten.
Der nutzte die sieben fette Jahre für minutiöse Planungen und umfassende Vorbereitungen. Damit war man auf die kommenden mageren Jahre nicht nur gut vorbereitet, sondern überlebte sie auch.
Unser Joseph heißt Bill Gates. Seit Jahren warnte er kenntnisreich vor einer weltweiten Pandemie. Das Softwaregenie legte auch Pläne vor, wie man der begegnen könnte. Milliarden aus seinem Vermögen setzte er für Vorsorgemaßnahme ein. So gut er konnte nutzte er die sieben fetten Jahre.
Leider fehlte von Westeuropa bis Noramerika ein mutiger und weitblickender Pharao. Gewiß, man tat Gates nicht als Spinner ab. Wie auch, dafür war er zu erfolgreich. Politiker, auch die Bundeskanzlerin, empfing ihn wiederholt. Gewiß, man hörte schon zu, wenn er vor den Folgen einer Pandemie warnte. Sogar Planspiele und Übungen wurden durchgeführt, über die die Südddeutsche kürzlich informierte.
Doch Vorbereitungen auf die mageren Jahre blieben bestenfalls halbherzig auf der Strecke. Viele müssen jetzt dafür bezahlen. Vor allem das Klinikpersonal, für das die entsprechende Schutzausrüstung unzureichend eingelagert wurde. So ließ man die fetten Jahre verstreichen.
Sieben magere Jahre soll es geben? Da hielt man es lieber mit dem Plapperspruch: “Alles wir gut”. Um gleichzeitig auf subtile Weise sprachlich die zu diffamieren, die alles mögliche in staatlichen Lagern “horten” wollten – analog zum privaten “hamstern”.
Jetzt befinden wir uns – wohlgemerkt – am Beginn der sieben mageren Jahre. Nichts wirkt in meinen Augen lächerlicher, als nach nicht einmal sieben Wochen über eine Exitstrategie und ein Ende der coronabedingten Einschränkungen zu räsonieren . Wo wir doch noch nicht einmal über einen Impfstoff verfügen!
„Werden wir am Ende das Coronavirus besiegt, aber die Demokratie mit ihren Grundrechten dauerhaft beschädigt haben?“, fragt bänglich die Badische Zeitung aus Freiburg. Auch der deutsche Ethikrat forderte die Politik zu einer Diskussion über Exit-Strategien aus den Corona-Beschränkungen auf. Sein Vorsitzender Peter Dabrock, sprach von “schweren gesellschaftlichen, sozialen und psychischen Folgen des Lockdowns”. Halten wir fest: So hört sich Kleinglaube und Defätismus an.
Übertreibt z.B. Spaniens Regierungschef Sanchez, wenn er die EU zur Organisation einer “Kriegswirtschaft” auffordert? Wer in diesen Wochen für ein coronageplagtes Land wie Spanien Verantwortung trägt ahnt zumindest, das man nach ein paar Wochen Krise nicht einfach den Hebel umlegen kann, um die Pandemie wie einen bösen Traum hinter sich zu lassen.
Bill Gates hat auch für die Durststrecke der mageren Jahre eine hilfreiche Botschaft: „Es gibt keinen Mittelweg. Wir haben die Wahl zwischen der Qual der Seuche und der Qual der Wirtschaft. Glauben Sie mir. Die Wirtschaft können wir wieder aufbauen. Die Toten wieder zurückholen nicht.”