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5.5.19 Pissnelke

Die uns Herz & Verstand gewachse Kolumne „Gewissensfrage“ in der Süddeutschen wurde vor ein paar Monaten aus unerklärlichen Gründen entsorgt. An ihre Stelle rutschte die dümmliche Rubrik „Gute Frage“. In dieser Woche erweisen sich allerdings Frage wie Antwort als besonders peinlich und ärgerlich.

Wären wir Kevin Kühnert würden wir jetzt fordern, die zweibeinige Giftspritze zu enteignen und ihren Garten in Volkseigentum zu überführen. Der sonst so gescheit daher kommenden Johanna Adorjan fällt für ihre Antwort auch nichts Gähnfreies ein. Statt dessen eiert sie sinnfrei herum. Um sich am Schluß zu einem „Abwarten und Teetrinken“ zu retten und auf die harntreibende Wirkung von Löwenzahntee zu verweisen. Und die redaktionellen Jubelkollegen beklatschen das auch noch – unfaßbar.

Einen Gag am Rande ließ sich Johanna Adorjan auch noch entgehen. Den wollen wir hier nachtragen. Löwenzahn, so die Wörterbücher übereinstimmend, heißt im Französischen pissenlit und das daraus gebraute Getränk thé pissenlit. Man zögert eine Sekunde bei der Rückübersetzung ins Deutsche „Piss ins Bett“. Aber so ist die Sache wenigstens eindeutig. Eigentlich doch auch sehr schön, denn es hält die Wirkung von Löwenzahn für den Menschen unzweideutig fest. Immerhin heißt Löwenzahn auch im Badischen wie Obergergischen Pissblume, die Bayern nennen ihn Seichblume. Mehr finden Sie hier.

Wir mögen den Löwenzahn weil ihn unsere Honigbienen, aber auch ihre wilden Schwestern und andere Insekten lieben. Doch auch unsere Hühner & Kaninchen schätzen ihn als Delikatesse (ausstechen!).

Frage wie Antwort kranken grundsätzlich an ihrer verengten anthropozentrischen Weltsicht. Die abzulegen kann, ja muß man lernen. Etwa, In dem man wie die lieben Kleinen kräftig in die Pusteblumen bläst und darauf hofft, dass die Fallschirme mit ihrer Samenlast auf „gutes Land fallen“ – um es einmal biblisch auzudrücken, Diesmal nicht mit dem Ziel Brot für die Welt zu generieren sondern um Nahrung für bedrohte Tiere zu schaffen. So und nicht mit dem Aufhängen von Insektenhotels fängt Naturschutz an.