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7.2.17 Winterbienen halten durch

Man könnte neidisch auf die Bienen werden. Jedenfalls auf die Winterbienen und ihre Königin. Beide verfügen über ein Juvenilhormon. Das ist bei allen zum Zeitpunkt der Geburt niedrig. Bei den Sommerbienen nimmt besagtes Juvenilhormon jedoch schnell zu. Doch bald ist Schluß mit lustig; die Bienen sterben im Alter von ca. 4-6 Wochen. Ganz anders bei den Winterbienen. Hier steigt das Juvenilhormon gaaanz, gaaanz langsam. Deshalb leben sie auch 6-8 Monate, von August/September (erste schlüpfen bereits im Juli) bis zum März/April des nächsten Jahres.

Die Aufzucht der letzten Brut überlassen die jungen Winterbienen den immer weniger werdenden Sommerbienen. Bei den anstehenden Arbeiten halten sie sich vornehm zurück; Brutpflege lässt eben schneller altern. Erst wenn die letzte Sommerbiene mit der entschwindenden schönen Jahreszeit verblichen ist, schlägt die Stunde der Winterbienen. Sie bilden dann über Wochen und Monate die Wintertraube, in und mit der sie und ihre Königin auch extremen Temperaturen standhalten. Nur der Imker fragt sich manchmal bänglich, ob sie das auch wirklich schaffen.

In ihrem Äußeren unterscheiden sich die beiden Bienenarten in nichts. Wie Winterbienen entstehen, weiß man bisher nur teilweise. Am Bienenforschungs-Institut an der Universität Würzburg unter der Leitung von Jürgen Tautz fand man heraus, dass es auch an der Bruttemperatur liegt. Die Arbeiterinnen–Bienen werden bei 36° und die Winterbienen bei 34,5° erbrütet.

Die Uni Hohenheim kam zum Schluß, dass die Lebensdauer der Bienen wie bei einem Auto von der Kilometerleistung abhängt; bei den Tieren beträgt sie 200 Kilometer, dann ist Schluss. Da die Winterbienen über Monate ihre Behausung kaum verlassen, verlängert das ihre Lebenszeit zwangsläufig gegenüber ihren quirligen Sommer–Schwestern.

Die Maxime der Winterbienen könnte nach ihrer Geburt lauten: Lass die anderen arbeiten, wir futtern. Im Fettkörper ihres Hinterleibes speichern sie aus dem reichlich verzehrten Pollen große Mengen an Fett und Eiweiß. Deshalb ist so wichtig, dass im Herbst ausreichend Pollen zur Verfügung steht: je größer das Pollenangebot im auslaufenden Sommer, desto besser das Fett-Eiweißpolster der Winterbienen. Die erste Frühjahrsbrut wird mit diesen körpereigenen Stoffen ernährt. Beginnen allerdings die Bienen zu zeitig mit dem Brüten, etwa wie im vorigen Jahr mit den frühlingshaften Temperaturen im Januar, wird diese eiserne Ration zu früh aufgebraucht. Das muß nicht in die Katastrophe führen, aber die Bienen werden anfälliger für Krankheiten. Alles hängt daran, dass sie etwa um die Zeit der Weidenblüte ausreichend frischen Pollen finden.

Die nebenstehende Aufnahme entstand am 15. September 2016 in unserer Efeuhecke. Ist das noch eine Sommerbiene oder handelt es sich schon um eine Winterbiene? Schwer zu sagen.