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30.1.18 Propolissammlerin

Was sucht die Biene auf der verschlossenen Kirschblüte? Die Aufnahme stammt aus dem letzten Frühjahr. Erst dachte ich, sie habe sich geirrt. Doch jetzt glaube ich die richtige Antwort gefunden zu haben.

Eine Propolis-Sammlerin sammelt auf der Knope das Ausgangsprodukt für Kittharz. Dafür benutzt sie ihre Mandibeln. So nennt man die typischen Mundwerkzeuge von Insekten. Mit ihnen können sie Faserstoffe zerbeißen, zerkauen oder sie dienen ihn zum Transport von Baumaterial.

Daneben verfügen alle Bienen über sog. Mandibel-Drüsen. Also nicht nur die Arbeiterinnen, sondern auch die Königin wie die Drohnen. Bereits 2 Tage vor dem Schlüpfen sondern sie ein öliges Sekret ab. Das hilft, den Wachsdeckel über der Zelle zu lösen. Das Sekret der Mandibel-Drüse wird auch bei der Wachsproduktion genutzt; es macht die Plättchen geschmeidiger.

Besagtes Sekret dient aber auch bei der Propolis-Produktion. So kann die Sammlerin die Faserstoffe in ihrem Körbchen des 3. Beinpaares unterbringen. Die Bienen im Stock verarbeiten dann das Kittharz weiter. Sie setzen dem harzigen Produkt rund 30 Prozent Wachs, etwa 10 Prozent ätherische Öle und 5 Prozent Pollenkörner zu. Wobei dem Sekret der Mandibel-Drüse die entscheidende Bedeutung zukommt, weil man ihm zu recht eine sterilisierende Wirkung nachsagt.

Propolis hilft, in den Stock eingeschleppte Viren, Bakterien und Pilze in ihrer Entwicklung zu hemmen bzw. abzutöten. Dafür errichten die Bienen an allen Übergängen Barrieren, an denen besagte Mikroorganismen scheitern. Bevor die Königin in einer geputzten Wabenzelle ein Ei stiftet, wird sie mit einem hauchdünnen Propolisfilm überzogen. Das gleiche gilt für die verdeckelten Honigvorräte.

Zurück zur Propolissammlerin. Pro Flug kann sie bis zu 10mg Propolis heimbringen. Doch wie kommt es, dass die eine Biene Pollen und die andere Propolis sammelt? Mehr als ein Schulterzucken bleibt dem Bienenfreund nicht. Durchzählen wie beim Militär? Lächerlich. Eine Instanz, die hier nach Lust, Laune oder Qualifikation einteilt, gibt es auch nicht. Doch ihr Geheimnis werden uns die Bienen nicht verraten. So bleibt uns nur das Staunen. Staunen wie ein Kind. „Der Fortgang der wissenschaftlichen Entwicklung“, meinte Albert Einstein, „ist im Endeffekt eine ständige Flucht vor dem Staunen“. Der Blick auf die Propolissammlerin besitzt das Zeug sie zu beenden.