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8.3.18 Steinzeitmäßig

Der Philosoph Odo Marquardt veränderte genial eine Sentenz von Wilhelm Busch – übrigens ein Imker von hohen Graden: „Der Sinn – und dieser Satz steht fest – ist stets der Unsinn, den man lässt.“ Schade, dass keinem der an dem „Projekt „Imkern wie in der Steinzeit“ Beteiligten (bienen&natur 3,16) diese Maxime eingefallen ist. So nahm der Unsinn seinen Lauf. Noch ein durchaus milder Befund. Könnte man die beteiligten Bienen fragen, fiele deren Urteil mit Sicherheit harscher aus.

Dr. Sonja Guber mag eine versierte Archäologin sein, doch die Imkerei mit lebenden Bienen sollte man ihr verbieten. Wenn Hundebesitzer etwas Ähnliches mit ihren Tieren veranstalten würden, erschiene bald die Polizei auf der Bildfläche. Aber die fliegenden Sechsbeiner bellen und knurren leider nicht.

Schon vor 5000 Jahren, läßt uns Frau Guber wisssen, erntete man in Mitteleuropa Honig und Wachs. Nun fand man eine alte Beute – oder was man dafür hielt – und die Dame kam auf die aberwitzige Idee sie nachzubauen und mit Bienen zu besiedeln.

Doch die Tiere leisteten zunächst erbittterten Widerstand. In einem Experiment sollte das Volk aus dem alten Behältnis in einen „neuen, größeren Baumstamm umgesiedelt werden“. Auch Ausräuchern schlug zunächst fehl. Schließlich erntete man mickrige 100g Wachs.

In der neuen Behausung begannen die Bienen unverdrossen wieder mit ihrer Arbeit. Jetzt mußte man das Volk auffüttern, wobei uns die Autorin verschweigt, womit denn: Fremdhonig, Sirup, Futterteig? Was auch egal ist, denn Faru Guber läßt uns wissen, dass das „einer steinzeitlichen Betriebsweise (nicht) entspricht“. Immerhin.

Ob sie auch daran gedacht hat, die Bienen gegen die Varroa-Milbe zu behandeln? Kein Wort davon in dem Beitrag. Vielleicht sagte sie sich ja, was durchaus stimmt, dass man in der Steinzeit die Palette von Milch-, über Ameisen- bis zu Oxalsäure nicht zur Verfügung hatte. Genauso richtig ist aber auch, dass heute unbehandelte Völker samt und sonders eingehen. Ob Frau Guber aller Erfahrung zum Trotz einen weiteren steinzeitlichen Versuch starten möchte? Es gab ja auch immerhin mal das Experiment eines Steinzeitkommunismus.

Die Varroa-Milbe bleibt auf absehbare Zeit die Achillesverse Der Bienenhaltung. Ich welcher Form auch immer.

Eine Frage noch zum guten Schluß: Woher wohl die plötzliche, wetterleuchtende Lust an der Steinzeit kommt? Das muß auch mit der hochgelobten Palöo-Diät zu tun haben Der haben sich viele internationale Filmstars wie auch unsere Deutsche Verocnica Ferrres verschrieben. Bei der Paleo-Diät wird die vermutete Ernährungsweise der Menschen in der Altsteinzeit vor Ackerbau und Viehzucht simuliert, bei der vor allem Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Pilze und Nüsse gegessen werden. “Ich esse keinen Zucker, kein Getreide, keine Milchprodukte. Ich backe mir mit Nüssen und Cranberrys mein eigenes Brot und schlage ein Ei rein. Absolut köstlich. Meine Haut war noch nie so glatt und feinporig”, erklärte Veronica Ferres ihre strenge Diät in einem Gespräch mit der „Bunten“.

Kein Zucker, ist schon klar, aber auch keinen Honig? Da könnte Sonja Gruber noch ein weiteres aufklärerisches Kapitel aufschlagen.