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13.5.20 Testen ohne Ende

Die Geberkonferenz der EU von Anfang Mai erbrachte 7,4 Millarden für die Entwicklung eines Impfstoffs, zwei Milliarden für die Behandlung der Krankheit Convid 19 und und 1,5 Milliarden für die Entwicklung von Tests auf das Corona-Virus. Wir plädieren dafür, die Rangfolge umzukehren. Der Löwenanteil der Gelder sollte für die Entwicklung von Tests ausgegeben werden.

Angenommen, man würde dreimal soviel Dollars für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs auftreiben. Dennoch wäre es keineswegs ausgemacht, dass man dem Ziel schneller näher käme, ja es überhaupt erreicht. Oder ist bis heute die Entwicklung eines HIV-Impfstoffes nur deshalb gescheitert, weil ein paar Millionen fehlten? So oder so: Eine Aufstockung der Mittel für die Entwicklung von Testmöglichkeiten wäre dagegen mit Sicherheit erfolgreich.

Fehlende Testmöglichkeiten sind der Flaschenhals in der Eindämmung des Corona-Virus. Was Tests bewirken können, zeigte jüngst die Bundesliga. Weil Rummenigge & Co. auf Biegen und Brechen ihre Geisterspiele durchführen möchten, mußte das gesamte Kicker-Personal wiederholt getestet werden. Mit dem Ergebnis, dass das Virus bei Personen nachgewiesen wurde, die davon bisher nichts wußten, aber sehr wohl in der Lage waren, andere zu infizieren.

Warum aber gelang der Holding von Spitzenmannschaften, die mit Millionen für Gehälter an Spieler und Manager sowie Unsummen für Ablöseverträge nur so um sich werfen, wovon normale Wirtschaftsunternehmen kaum zu träumen wagen? Vergleichbare Testmöglichkeiten bleiben denen jedenfalls versagt, selbst wenn das nackte Überleben ihres Unternehmens auf der Kippe steht.

Dieser Tage las ich, dass in einem Neustrelitzer Gymnasium alle Schüler einmal pro Woche auf Corona getestet werden. Nur so sei ein geregelter Schulbetrieb möglich. Man erfuhr auch die Einzelheiten, warum im kühlen Norden möglich wurde, was andernorts undenkbar erscheint: Ein Rostocker Unternehmen übernahm großzügig die Sponsoren-Rolle.

Man stelle sich nur einmal vor, Polizei, Feuerwehr sowie das gesamte medizinische Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern nebst Pflegerinnen und Pfleger in Seniorenheimen hätte die gleichen Möglichkeiten wie jenes Gymnasium in Mecklenburg-Vorpommern – es wäre ein Quantenprung in der Zurückdrängung des Corona-Virus.

Da lohnt es, den Focus einmal weg von Virologen und Epidemiologen auf die Wirtschaftswissenschaften zu lenken. Das kann erhellend wirken. Für die USA hat Paul Romer, seines Zeichens Nobelpreisträger für Ökonomie gefordert, die 325 Millionen Amerikaner alle zwei Wochen auf Corona zu testen und die Kranken zu isolieren. Nur so könne man die Wirtschaft und das öffentliche Leben wieder in Gang bekommen. Und zwar dauerhaft. Denn niemand, so Romer, öffne sein Geschäft, wenn er damit rechnen muß, es wieder schließen zu müssen, falls die Infektionsrate erneut ansteigt.

Der Interviewer für den Wirtschaftsteil der FAZ sprach den Ökonomie-Professor darauf an, das dann ja jeden Tag 20 bis 30 Millionen Menschen getestet werden müßten, aktuell aber pro Tag lediglich 200 000 US Bürger getestet werden können. Darauf der Nobelpreisträger in schönster amerikanischer Manier: „Amerika produziert jeden Tag 350 Millionen Dosen Cola, Fanta und anderes Zuckerwasser. Wenn wir das können, können wir jeden Tag 30 Millionen Tests herstellen“.

Uns scheint, dass wir uns von diesem Geist infizieren lassen müssen. Ziel muß sein, dass 80 Millionen Bundesbürger ebenfalls alle zwei Wochen getestet werden können. Mittelfristig sollte das erreichbar sein. Die weitere Entwicklung von Tests für das Corona-Virus jedenfalls gestaltet sich ungleich einfacher und schneller, als die Herstellung eines Impfstoffes, auf den alle Welt im nächsten Jahr hofft.

Romer gehört nicht zu den unverbesserlichen Optimisten. Als Ausgangspunkt seiner Überlegungen nennt er expressis verbis das Risiko, die Entwicklung eines Impfstoffs könne womöglich überhaupt nicht gelingen. Deshalb: „Wir brauchen einen Plan, an dem wir festhalten können, selbst wenn wir keine Impfung finden…“ So oder so: „Ich erwarte, dass wir in Zukunft permanent testen werden“.

Es ist also nicht so, dass die Investitutionen in die Testmöglichkeiten abgeschrieben werden müssen, wenn doch wider Erwarten ein Impfstoff in einem überschaubaren Zeitraum gefunden werden sollte. Im Gegenteil. Der Nobelpreisträger rechnet künftig mit weiteren Pandemien. Er hält es sogar für möglich, dass ein neuer Sars-Virus noch gefährlicher sein könnte als alles, was wir bisher über Covid 19 wissen.

Nur wenn es gelingt, so Paul Romers Fazit, die Infektionsrate dauerhaft zu senken, kann die Wirtschaft den Ausweg aus der Krise finden. Dafür gibt es – Stand heute – nur eine realistische Möglichkeit: Die dramatische Ausweitung der Testmöglichkeiten.

Warum aber um alles in der Welt, so mögen Sie sich fragen, beschäftigt sich gerade ein Imker in seinem Blog mit diesen Fragen? Zumal er als Expertise lediglich ein Studium der Evangelischen Theologie vorweisen kann? Ganz einfach: Seit Jahren plagt er sich mit der Bekämpfung eines Parasiten namens Varroa Der bedroht die Honigbienen in ihrer Existenz. Ein Schädling, der, nebenbei gesagt, auch aus dem Fernen Osten stammt.

Er las von den tollsten Verfahren und Projekten. Unter ihnen auch universitäre Forschungseinrichtungen. Alle versprachen, das Problem schnell & nachhaltig zu lösen. Ergebnis: Alles nichts als warme Luft.

Deshalb die Sympathie für einen, der im Stile eines Ironman-Sportlers wie Paul Romer den Corona-Viren die Stirn bietet.