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11.2.18 Bienentod und Weltenende

Die beiden „digitalen Jungs“, wie sie sich selbst nennen, hatten nach ihrem eigenen Eingeständnis bis vor kurzem keine Ahnung von Bienen. Jetzt gehören die zum Mittelpunkt ihres Lebens und Geschäfts. Martin & Mark Poreda spiegeln das wider, was man heute clever nennt.

Jetzt haben sie ein Portal mit unterschiedlichen Angeboten ins Netz gestellt, auf die hier nicht näher eingegangen werden muss, weil sie den Bereich des Üblichen nicht verlassen. Nur ihr unübersehbares Motto ist bemerkenswert »Hilf der Biene! Werde zum Bienenschützer und rette die Welt«. Donnerwetter, fragt sich der unbefangene Leser, müssen wir jetzt nach den Bienen auch noch die Welt retten? Ist es wirklich schon so weit?

Dass der Untergang der Welt nahe bevorsteht, ist der Glutkern religiös-apokalyptischen Denkens seit über 2000 Jahren. Für Theologen und Historiker ist das ein alter Schuh. Das letzte mir bekannte Erzeugnis aus diesem brodelnden Hexenkessel ist ein Zitat Albert Einsteins: “Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.” Zusammengefasst: Wenn die Bienen weltweit in ihrer Existenz bedroht sind, dann auch die Welt. Eins folgt aus dem anderen. Umgekehrt: Wer die Welt vor dem Untergang bewahren will, muss zum Bienenschützer werden. Kapiert?

Nur – das Einstein Zitat ist nachgewiesenermaßen genauso falsch” wie die Behauptung vom weltweiten, unaufhaltsamen Bienensterben. Doch das alles ficht Apokalyptiker in keiner Weise an. Neben vielen anderen Merkmalen ist die Informationsresistenz eines der hervorstechensten Merkmale apokalyptischen Denkens.

Jüngst wurde es von der norwegischen Autorin Maja Lunde in ihrem Bestseller »Die Geschichte der Bienen« einem weltweiten Publikum in die Ohren geraunt. Einer von mehreren Handlungssträngen darin ist die Geschichte von der Chinesin Tao. Mit vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen muss sie die die Obstplantagen per Hand bestäuben. Eben weil es keine Bienen mehr gibt. Diese Geschichte spielt wohl gemerkt im Jahre 2098, ist also reine Fiktion oder Fantasie.

Tao gelangt auf ihrer Reise auf der Suche nach ihrem Sohn in und durch das weithin verlassene Peking in eine Bibliothek. Hier stößt sie auf mehrere Bücher, die rückblickend über das Sterben der Bienen Auskunft geben.

»Ohne die Bienen lagen mit einem Mal Tausende Hektar bewirtschaftete Felder brach. … Plötzlich wurden landwirtschaftliche Erzeugnisse, die früher alltäglich gewesen waren, zur Mangelware«. Doch „im Laufe der 2039 Jahre ging auch die Fleischproduktion zurück, weil die wichtigsten Futterpflanzen für Nutztiere nicht mehr kultiviert werden konnten. Aus dem selben Grund mussten die Menschen bald darauf ohne Milchprodukte auskommen. Und die Produktion von Bio-Treibstoff wie Sonnenblumenöl, in die man große Hoffnungen gesetzt hatte war auf einmal hinfällig, weil auch sie von der Bestäubung abhängig war. So kehrte man abermals zu den nicht erneuerbaren Energien zurück, was wiederum die Erderwärmung beschleunigte«.

Denken Sie, verehrte Leser, bitte noch einmal an den Satz zurück, der Albert Einstein untergeschoben wurde, dass nach den Bienen auch der Mensch sterben werde. Maja Lundes Rückblick geht so weiter: „Zur selben Zeit stagnierte das Bevölkerungswachstum. Erst kam es zum Stillstand, dann begann die Kurve nach unten zu zeigen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit vermerken wir uns nicht mehr. Unserer Art befand sich auf dem Rückzug“.

Am Schluss noch ein Zitat, dass wir gerne Frau Lunde ins Poesiealbum schreiben würden, wenn es uns denn in die Hände fallen würde: »Prognosen sind äußerst schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen”. Dieses schöne Zitat wird ständig einem anderen Autor zugeschrieben, mal Mark Twain, mal Winston Churchill, und auch schon mal Kurt Tucholsky. Aber auf jeden Fall stimmt der Satz – Autor hin oder her – im Gegensatz zu jener angeblichen Behauptung Albert Einsteins über den Zusammenhang von Bienentod und Ende des Menschen.

Die wird weiterhin ihre Runden drehen und ihre Anhänger finden. Da sind wir uns ganz sicher. Die beiden digitalen Jungs werden neben anderen schon dafür sorgen. Schließlich geht’s ums Geschäft.