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19.11.19 Bienenlüge II

Man muß schon genauer hinschauen, um den Unterschied zwischen der Honigbiene und ihrer wilden Artverwandten auf dem Foto aus “bienen & natur” 10/2019 zu erkennen. Beide saugen den Nektar aus der blühenden Besenheide. Die eine ist existenziell auf ihn angewiesen. Die andere arbeitet für den Gewinn ihres Herrn und Meisters.

So lange beide von dem reichen Nektar-Angebot auf der Heide leben konnten, gab es keinen Verdrängungswettbewerb zwischen der domestizierten Honigbiene und ihrer wilden Cousine. Doch damit scheint es nun vorbei zu sein.

Was ist in der Heide passiert? Besitzer von Honigbienen durften ihre Völker plötzlich nicht mehr am gewohnten Ort nach Gusto aufstellen. Der unbekannte Autor unserer Zeitschrift greift an der Stelle zur Moralkeule: „Das Wandern mit den Bienenvölkern ist für viele Imker nicht nur Tradition: es ist auch ein Muss, um bestimmte Honigsorten zu ernten“. Fehlt nur noch, dass die ökologisch höchst fragwürdige Verfrachtung von vielen Bienenvölkern zur Gewinnmaximierung – und nichts anderes verbirgt sich inter dem Tarnbegriff „Wandern“ – eigentlich zum Weltkulturerbe gehört. Einmal in Rage, schreibt der Autor weiter: „Da ist es besonders ärgerlich, wenn ihnen trotz langjähriger Zustimmung mitunter überraschend untersagt wird, ihre Honigbienenvölker in Naturschutzgebieten oder auf sonstigen naturnahen Arealen aufzustellen. Die Begründung: Es könnte dort zu einer Konkurrenz mit den örtlichen Wildbienen kommen“. Man hört förmlich ein „Isses denn…“.

Die weitere Argumentation erinnert fatal an die von Bauernverbänden, die wegen ihrer Pestizidspritzereien – Glyphosat läßt grüßen – in die Kritik geraten sind: Erstmal alles rundheraus bestreiten. Wo das nicht mehr hilft: Darauf verweisen, dass verläßliche Untersuchungen fehlen. Man benötige genaue Zahlen, um sachgemäß entscheiden zu können, doch man wolle aber auch nicht mit dem Kopf durch die Wand. Deshalb empfehle man das Gespräch aller Beteiligten etc.etc.

Dem soll hier laut & deutlich widersprochen werden. Weil wir an der Stelle unsere Stimme für die Stummen müssen. Die Stummen: Das sind im vorliegenden Fall die auf die Besenheide als Überlebensmittel angewiesenen – der Autor nennt das verräterisch & verharmlosend „spezialisiert“ – Heide-Sandbiene und die Heide-Seidenbiene. Die können sich keinen neuen Lebensraum suchen. Der profitorientierte und lautstark herumfuchtelnde Groß-Imker sehr wohl.