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6.2.18 Multiresistent

Dann will ich mal ganz mutig sein und zum Anfang mit der positiven Nachricht aufwarten. Natürlich von den Bienen. Das von ihnen produzierte Propolis ist ein ganz besonderer Faktor für ihre eigene Gesundheit. Es wirkt verläßlich gegen Viren, Bakterien und Pilze. Also vergleichbar einem Antibiotikum Da sich die Zusammensetzung von Propolis jedes Jahr aus unterschiedlichen Harzen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen zusammensetzt, besteht für Mikroben keine Möglichkeit sich an Propolis anzupassen und Resistenzen zu entwickeln. Ein Vorteil, den die in der Apotheke käuflichen Antibiotika nicht aufweisen; beklagenswerter Weise entwickeln sich bei deren Gebrauch immer wieder besagte Resistenzen.

Womit wir bei der unerfreulichen wie erschreckenden Nachricht wären. Die verbreitete heute Abend die Tagesschau. Man habe in Gewässern multiresistende Keime gefunden und auch auch Resistenzen gegen wichtige Reserve-Antibiotika. Das Notfallmedikament Colistin wird in lebensbedrohlichen Situationen eingesetzt, wenn alle anderen Antibiotika versagt haben. „Wissenschaftler halten es für wahrscheinlich, dass das Resistenzgen aus der Tierhaltung stammt, denn dort wird Colistin im Gegensatz zur Humanmedizin auch in größeren Mengen eingesetzt“, heißt es in der Meldung. Man bekommt die Kinnlade kaum noch hoch. Und weiter: „Resistente Erreger können aus Ställen beispielsweise über Gülle auf Felder und so in die Umwelt gelangen“. Was uns als Bienenfreunde besonders aufschreckt: „Auch Tiere wie Insekten, Vögel oder Hunde können die Keime verbreiten“.

Man will es schlicht nicht glauben. Da wird schon seit Jahren die überdimensionierte Verwendung von Antibiotika z.B. in der Hühnerhaltung diskutiert. Doch passiert ist offensichtlich nichts. Auch jetzt setzt sich der Streit munter fort, auf den wir hier nur hinweisen können. Die einfachste und schnellste Möglichkeit, um den Schaden einzugrenzen wäre natürlich, Notfallmedikamente wie z.B. Colistin in der Tierhaltung generell zu verbieten. Doch nach aller Erfahrung wird genau das nicht geschehen.

Ähnlich lange diskutiert man über die Installation einer 4. Stufe in unseren Klärwerken. Moderne Kläranlagen sind heute in der Regel lediglich dreistufig, da zur Abwasserreinigung nacheinander mechanische, biologische und chemische Verfahren eingesetzt werden. Die 4. würde Mikroschadstoffe wie z.B. aus Arzneimitteln mittels Aktivkohle beseitigen.

Seit Jahren ist die Schweiz hier Vorreiter. Die Eidgenossen sind das einzige Land, in dem die Entscheidung über den Umgang mit Mikroschadstoffen nach einem breiten politischen Diskurs bereits gefallen ist: Bis zum Jahr 2040 werden dort 100 der 700 Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgerüstet und so 62 % der Abwässer erfasst. Immerhin. Zumal die Installation dieser 4. Stufe richtig ins Geld geht.

Die Lage in Deutschland ist zumindest unübersichtlich. Die einen sehen hier den sog. Handlungsbedarf, andere vermögen ihn auch nicht im Ansatz zu erkennen. Wie etwa die neue Landesregierung von NRW. Programmatisch hieß es im letzten Jahr: „Beim Schutz der Gewässer wollen wir dem Vorsorgegedanken konsequenter als bisher Rechnung tragen und den Fokus auf Eintragsvermeidungsstrategien legen. Die flächendeckende Einführung einer 4. Reinigungsstufe für Kläranlagen, die drastische Gebührenerhöhungen nach sich ziehen würde, ist für uns keine Option. Wir werden vielmehr einen vielschichtigen Ansatz verfolgen, Schwerpunkte von Rückstandsaufkommen ermitteln und dort ansetzen.“ Nichts als Wortgeklingel. Eigentlich müßten die Damen und Herren jetzt zumindest rot werden.

„Eintragsvermeidungsstrategien“ klingt nicht einmal schön, aber die liegen unterhalb der Nachweisgrenze. Jedenfalls in NRW.