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20.12.16 Frauenzimmerchen

Im Internet stieß ich auf ein »Honiglexikon« und staunte nicht schlecht, dass es sich auf einer Webseite mit dem schönen Titel »Frauenzimmer« befindet.
frauenzimmer.de

Sofort sah ich Lessings Drama »Minna von Barnhelm“ vor meinem geistigen Auge und hörte den dort immer wiederholten Ruf: »Frauenzimmerchen, Frauenzimmerchen«. Das alles weckte nicht nur mein Interesse sondern auch die Lust, mich hier ein wenig umzusehen. Es ist vor allem ein sympathischer Internetauftritt für Frauen. Die Mannspersonen unter den Imkern sollten, durchaus auch im eigenen Interesse, ihre Lebensgefährtinnen auf diese Seiten aufmerksam machen.

Von jetztab soll es aber nur noch um Honig gehen. Das meiste, was hier steht, gefällt mir und ist auch völlig korrekt. Allerdings möchte ich auf einen Fehler hinweisen, dem man auch sonst begegnet. Es heißt in dem Honiglexikon: » Säuglinge und Kleinkinder dürfen Honig nicht einnehmen. Es handelt sich um ein Rohkostprodukt. Einige Bakterien, wie etwa das Clostridium botulinum, können im Honig überleben. « Korrekt dagegen ist: Bakterien von Clostridium botulinum sind nicht in der Lage, im Honig zu überleben, weil sie dafür eine völlig andere Umgebung benötigen. Honig kann lediglich Sporen von C. botulinum enthalten. Die Erkrankung an Botulismus bei Erwachsenen dgegen wird durch die Aufnahme eines bereits toxinhaltigen Lebensmittels verursacht. Anders ist es, wie gesagt, bei Säuglingen: Hier können die Sporen von C. botulinum im Darm auskeimen und dort Toxine bilden. Die Darmflora von Säuglingen ist, und hier ist das Honiglexikon wieder korrekt, in der Regel noch nicht in der Lage, mit diesen Sporen fertig zu werden. Nach ca. einem Jahr dagegen besteht keinerlei Gefahr mehr, weil der Darm jetzt der Sporen Herr werden kann.
link.springer.com

Weiter scheint mir die Autorin eine besondere Nähe und Sympathie für den deutschen Imkerbund zu haben, was ja nicht verboten ist. Da heißt allerdings: »Achten Sie beim Kauf von Honig unbedingt auf die Zertifizierung ‚Echter Deutscher Honig‘ durch den Deutschen Imkerbund (DIB)«. Und weiter »Dieser Honig durchläuft strenge Kontrollen und Qualitätsprüfungen«. Wäre schön, wenn so wäre, ist es aber nicht. Der Imker, der die Gläser des Imkerbundes als Markenzeichen verwenden möchte, sollte natürlich Mitglied des Vereins sein, aber bei Kauf oder Bestellung wird das nicht kontrolliert. Weiter muss er ein Honigseminar absolvieren, auf das man sich genauso vorbereiten kann wie auf den Führerschein. Das Seminar selbst dauert lediglich einen Tag. Es lässt sich aber auch online hinter sich bringen. Das war‘s dann aber auch. Jetzt hat der Imker freie Hand, kann Honige ohne »strenge Kontrollen und Qualitätsprüfungen« hinzukaufen usw.

Grundsätzlich aber kann man es nur begrüßen, wenn auf diesem Wege viele Leserinnen und Leser ihren Honigkonsum steigern. Das ist auch bitter nötig, denn jeder Deutsche verzehrt kaum mehr als 1 kg der köstlichen, die Gesundheit fördernde Zucker-Melange. Im Gegensatz dazu erscheint der Konsum von 30 Kilo wertlosen Haushaltszuckers als erschreckend hoch. Keine Frage: Hier können vor allem die »Frauenzimmer« durch ein verändertes Einkaufsverhalten eine Trendwende bewirken.