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15.11.16 Ausflug ins Katholische

Auch als Protestant weiß ich, dass in der katholischen Kirche die allermeisten Dinge rechtlich geregelt sind. So auch die Zusammensetzung von Kerzen auf dem Altar sowie des ewigen Lichtes, das vor dem Allerheiligsten brennt. Da es in diesem Blog auch um Bienenwachskerzen geht, gehören all diese Fragen durchaus hierher.

Zu Zeiten Karls des Großen, so las ich einmal, war Bienenwachs teurer als Gold. Es wurde sowohl für die Erleuchtung der Paläste als auch der Kirchen benötigt. Also versuchte man sich in allerlei Mischungen; Paraffin gab es zum Glück noch nicht. Im elften Jahrhundert wurde festgelegt, dass Altarkerzen zu 100 % aus Bienenwachs bestehen müssen. Bienenwachs deshalb, weil die Tiere als rein wie die Jungfrau Maria galten. In Kirchen und Palästen wurde sehr viel von der knappen und kostbaren Ware verbraucht. Da wollten die Protestanten nicht nachstehen. Auch die Schlosskirche zu Wittenberg hatte zu Zeiten Luthers einen gewaltigen Verbrauch. Jährlich wurden 35.750 Pfund Bienenwachs verbrannt. Billig war das Vergnügen nicht. Ein Pfund Wachs kostete 0,40 Pfennige. Zum Vergleich: Ein Schreiner verdiente 0,24 Pfennige pro Tag und 1 Pfund Fleisch kostete 0,04 Pfennige. Mehr finden Sie hier.

Interessant finde ich, dass die glasklare Entscheidung der katholischen Kirche in den kommenden Jahrhunderten nicht durchgehalten wurde. Mal reichen 50 %, mal auch schon 25 % Bienenwachs.

Der Rest soll Olivenöl sein. Aber auch für den Fall ist vorgesorgt, dass das einmal nicht zur Verfügung steht. Dann reicht auch Pflanzenöl. Vielleicht – ich kann mir die Überlegung nicht verkneifen – kommt es nach dem gleichen Muster auch in der Frage des Pflichtzölibates zu einer solch allmählichen, kaum bemerkten Aufweichung harter Entscheidungen. Aber Spekulationen darüber, gehören hier wirklich nicht her
Sehr wohl aber der Hinweis, dass man erbittert bis zum Bundesgerichtshof über die Zusammensetzung von Ölen und Kerzen gestritten hat. Die Klägerin, heißt es in der Urteilsbegründung aus dem Jahre 1966, stellt seit etwa 50 Jahren sogenanntes “Ewiglicht-Öl” zur Unterhaltung des Ewigen Lichtes in den katholischen Kirchen unter der Bezeichnung “Aeterna” her. Seit einigen Jahren vertreibt; sie auch “Ewiglicht-Kerzen”, die dem gleichen Zweck dienen.

Auch die Beklagte vertreibt Kerzen, von denen sie zwei Sorten als “Ewiglicht-Kerzen” anpreist. Diese beiden Sorten bestehen zu 55 v.H. und 75 v.H. aus Pflanzenöl oder Bienenwachs und im übrigen aus Paraffin. In ihrer Werbung weist die Beklagte darauf hin, daß ihre “Ewiglicht-Kerzen” den liturgischen Vorschriften des kanonischen Rechts für den Unterhalt des Ewigen Lichtes entsprächen. Die Klägerin hält diese Werbung für irreführend und unzulässig, weil nach ihrer Ansicht die maßgeblichen kirchenrechtlichen Vorschriften für die Unterhaltung des Ewigen Lichtes reines Pflanzenöl, reines Bienenwachs oder eine Mischung von beiden ohne Zusatz anderer Stoffe erfordern.
Ahnen Sie, wie die Geschichte ausgeht? Wenn Sie es genau wissen wollen, sollten Sie unter diesem Link weiter nachschauen.
Hier finden Sie auch die Vorschriften der einzelnen deutschen Bistümer, die durchaus differieren. Könnte man nicht das preiswertere und pflanzliche Stearin nehmen? Auch das ist keine Alternative zu Bienenwachskerzen. Trotz seiner pflanzlichen Herkunft ist Stearin ein isolierter “chemisch reiner” Stoff. Bienenwachs dagegen stellt hingegen eine harmonische Gesamtkomposition dar, die in ihrem natürlichen Zustand alles Notwendige, wie ätherische Öle, natürliche Aromastoffe und brennbare Stoffe enthält.

Ohne auf irgendwelche Ersatzstoffe zu schielen kämpfen wir hier für Kerzen aus reinem Bienenwachs. Beileibe nicht wegen der angeblichen Jungfräulichkeit der Bienen, sondern weil jede Abweichung von der Maxime das Tor für Verunreinigungen aller Art öffnet. Würden Sie sich z.B. einen Porsche Boxster kaufen? Ich nicht, denn ich würde nur damit unter Beweis stellen, dass mir das Geld für den richtigen Porsche fehlt. Luxus hat nicht nur seinen Preis, sondern auch etwas auch etwas durchaus Erhebendes. Und erhebend für die Seele sind das wunderschöne Licht und der einmalige Duft von Bienenwachskerzen vor und zu Weihnachten allemal. Sie sollten es genießen.