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18.3.18 Künstliche Bienen

Der Film „More the honey“ zeigt, wie eine Welt ohne Bienen aussehen könnte. Da müssen Chinesen mit Leitern auf Bäume steigen, um Blüten von Äpfeln, Birnen und Pflaumen zu bestäuben. In ihrer „Geschichte der Bienen“ entwickelt die norwegische Autorin Maja Lunde daraus eine phantasiearme Horrorvision. Zumindest für das Reich der Mitte.

Nun könnte man einwenden, selbst Schuld wer auf solchen Unsinn hereinfällt. Doch die technische Entwicklung – stichwort künstliche Intelligenz (KI) – ist dabei, Lösungen für die Bestäubung ohne Bienen und Insekten zu entwickeln.

Realitätsferne Zukunftsmusik? Von wegen. Seriöse Medien melden dieser Tage, dass sich der US-amerikanische Einzelhandelsriese Walmert eine Roboter-Biene hat patentieren lassen. Sinnigerweise funktioniert die wie eine Drohne.

Neulich las ich, es ließe sich eine Miniatur-Drohne konstruieren, die mit einer Gesichtserkennungssoftware ausgestattet, einen Menschen gezielt töten könne. Die Kombination von KI und Big Data macht es möglich. Auch seien ganze Schwärme von kleinen Drohnen denkbar, die mit einem Schlag – sagen wir – die Menschen einer Kleinstadt umbringen können. Effektiver wie eine Atombombe, resümierte ein Experte.

Zurück zum Walmert-Patent und seinen Folgen. Auf dem Hintergrund sollten Schwärme von Roboter-Bienen technisch möglich sein, die ganze Plantagen bestäuben. Das würde genau auf der Linie der Logik von einigen Imker- und Landwirtschaftsverbänden nebst ihren Nachbetern liegen, die nicht oft genug die Bestäubungsleistung der Bienen hervorheben können. Im Blick auf den Menschen besteht aus guten Gründen Konsens, dass man seine Bedeutung nicht an seinem Leistungsvermögen ablesen darf. Doch für die Bienen scheint in weiten Kreisen ihre Leistung die einzige vorhandene Messlatte ihres Lebensrechtes zu sein. Eigentlich pervers, nicht wahr?

Auch dies noch: Sicherlich könnte man für Nostalgiker noch ein Programm entwickeln, damit die künstlichen Bienen summen – „wie in echt“. Doch die eigentliche Musik spielt ja ohnehin woanders.

Mit der Lösung des Bestäubungsproblems wird das Interesse an den natürlichen Bienen proportional abnehmen; es ist wie mit kommunizierenden Röhren. Für die natürlichen Bienen wären dann nur noch Öko-Freaks zuständig, die weiterhin ihre Nischen-Programme von „blühenden Landschaften“ usw. pflegen dürften. Denen bliebe es auch überlassen, von solchen Dingen wie „Bewahrung der Schöpfung“ usw. zu reden.

Wer alles unter dem Aspekt der Nützlichkeit betrachtet, wird die künstlichen Bienen mit Beifall begrüßen. Wir dagegen rühren keine Hand. Denn unter dem Strich wären die mechanischen Bestäuber nur ein weiteres Indiz für den schleichenden Abschied aus natürlichen Lebenszusammenhängen.