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28.1.17 Manuka, bös aufgefallen

Wenn bisher über die fragwürdigen Seiten des Manuka-Hypes berichtet wurde, standen eher die neuseeländischen Unternehmen im Focus der Kritik. Doch soll hier dem Eindruck entgegengewirkt werden, als seien die inkriminierten Verhältnisse lediglich ein Problem ausländischer Exporteure. Auch die Deutschen mischen beim Honig-Deal tüchtig mit, weil auch sie sich eine goldene Nase verdienen möchten. Doch einer ist dabei aufgefallen und schmerzhaft auf die Nase gefallen.

Die Walter Lang GmbH gehört zu den ganz großen Honigvermarktern in Deutschland. Zu Hause ist die Firma in Bremen, der heimlichen Honighauptstadt der Repunblik, wie sie sich selbst nennt. Ordern kann man dort die Honige in Gebinden von 12,5 kg bis hin zu 25.000 kg im Tanklastzug. Schon das verdeutlicht die Größe des Unternehmens.

Lang versichert, dass „detaillierte Spezifikationen, chargenbezogene Produktionsprotokolle und eine garantierte Rückverfolgbarkeit zu unseren Leistungen (gehört)…In unserem hausinternen Qualitäts-Labor werden alle Rohstoffe nach strengsten Vorgaben geprüft. Für offizielle Analysen arbeiten wir mit anerkannten, akkreditierten Laboren zusammen“.
Man klopft sich in Bremen selbst auf die Schulter: „Mit Hilfe von modernen Analysenverfahren werden von allen Honigen eine Reihe von Standarduntersuchungen durchgeführt“; vor allem legen „wir unser Hauptaugenmerk auf den Nachweis von Rückständen, insbesondere Bienenarzneimitteln“.

Man möchte die Öffenlichkeit wissen lassen, dass man mehr als genau ist. „Zur Verifizierung unserer Analysenergebnisse“, heißt es auf der Homepage der Firma, „arbeiten wir mit unabhängigen, akkreditierten Sachverständigen zusammen. Vor allem die hier in Bremen ansässigen Laboratorien von Herrn Dr. Lüllmann (dt. Honiginstitut) und Herrn Dr. Raezke (APPLICA) sind weltweit führend im Bereich der Honiganalytik“.
biohonig.eu

Umso peinlicher, was jüngst offenbar wurde. Alles nur Werbeprosa? Läßt man schon mal Fünfe gerade sein, wenn es um ganz viel Geld geht? Dass Lang auch beim Manuka-Hype mit im Boot sitzt, erfuhren wir auf dem Umweg über einen Ökotest (s. Blog vom 15.1.). Schnell informierten alle möglichen Medien (unser Bild stammt vom WDR), dass auch der Manuka-Honig zum stolzen Preis von 61,80 € durchgefallen ist. Der Grund: Rückstände des Arzneimittels Amitraz. Mit dem bekämpfen auch bei uns wenige Imker – in Deutschland seit ein paar Jahren leider durchaus legal – die Varroa-Milbe; doch in der Produktion von Bio-Honig darf das Mittel auf gar keinen Fall eingesetzt werden. Weiter wurden in Langs Manuka-Honig auch Rückstände von Glyphosat nachgewiesen. Man muss gar nicht irgendwelche Horrorvisionen bemühen, um das Herbizid strikt abzulehnen. Die „Süddeutsche Zeitung“ machte im März letzten Jahres darauf aufmerksam, „welch verheerenden ökologischen und ökonomischen Folgen das Herbizid in seinem heutigen Verwendungsgrad hat. Das Gift tötet die Vielfalt, entzieht Insekten und Vögeln die Lebensgrundlage. All das ist gut belegt und unstrittig.“

Als die Geschichte von der Kontamination des Manuka-Honigs die Öffentlichkeit erreichte, teilte die Firma Walter Lang mit, „dass der Verkauf der von uns untersuchten Charge des Walter Lang Manukahonigs ‚umgehend gestoppt‘ worden sei. Eine erneute Untersuchung des Rückstellmusters habe bestätigt, dass Amitraz ‚in Spuren‘ in dem Honig stecke“. Auch den Nachweis von Glyphosat knapp unter dem Grenzwert bestätigte das Unternehmen. Gewiss, das Krisenmanagement ehrt die Firma. Das räumen wir gerne ein.

Allerdings möchten wir anfügen, dass es u.E. für die Bremer langfristig besser wäre, wenn sie sich ganz vom Manuka-Geschäft verabschieden würden. Das mag gegenwärtig noch verlockend sein, aber langfristig schadet der Hype dem Honig-Image als eines natürlichen, sauberen und ehrlichen Produkts, gesund für Mensch, Tier und Umwelt. Da sind wir uns ganz sicher.