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22.11.19 Tod beim Sex

Vor einigen Tgen brachte die FAZ auf ihrer Titelseite dies Foto einer männlichen Gottesanbeterin (mantis religiosa). Hier soll weder die grazile Schönheit des Insekts (google weiß übrigens, wo man es kaufen kann) gepriesen, noch die sexistische Sprachform des Tieres thematsiert und schon lange nicht der politische Hintergrund der Bildauswahl durch die Zeitung problematisiert werden. Eher schon die existentielle Angst, die das Tier bei seinen menschlich-männlichen Betrachtern auslöst. Die Vorstellung, beim Sex vom Weibe verschlungen, genauer: verspeist zu werden jagt einem Schauder über den Rücken

Wer sich ein wenig in der Biologie der Insekten auskennt (wir stehen zu unserem Anfängerwisssen) weiß, dass das gar nicht so selten vorkommt. Manche Spinnenarten etwa halten es genauso. Da setzen die Weibchen sogar ihre duftig-luftigen Sexualpheromone gezielt zur Nahrungssuche ein. Was sich, so lesen wir, regelmäßig als zielführend erweist.

Noch ärger ergeht es den Drohnen, von deren Leben und Sterben wir etwas mehr verstehen.
Die friedlichen Insekten sind deutlich größer als normale Arbeitsbienen. Über einen Stachel verfügen sie nicht. Die Pflegebienen lassen es in ihrem Falle an nichts fehlen. Später dürfen es sich die Drohnen an den Honigvorräten des Stockes gütlich tun. Wenn mich Kinder besuchen, um einmal einen Blick in die Völker zu werfen, setze ich ihnen gerne einen von den freundlichen Brummern auf die Hand.

Irgendwo in der Landschaft befindet sich der legendäre Drohnensammelplatz der umliegenden Völker; wo genau, weiß niemand. Nur die junge, unbegattete Königin scheint den richtigen Riecher zu haben. In 70 m Höhe überfliegt sie den Ort. Das ist der Startschuss für die Drohnen.

Der erste, der die fliegende Jungfrau erreicht, stößt seinen überdimensionierten Penis von hinten in sie hinein. Der reißt ab und der Drohn fällt tot herunter. Der nächste kommt, beseitigt die Penis–Reste seines Vorgängers, stößt seinen an die nämliche Stelle und ejakuliert seinerseits. Dann reißt auch sein Penis ab und das Tier fällt tot herunter.

Das wiederholt sich 20-25-mal. Manchmal während eines Fluges der jungen Königin, manchmal bricht auch sie zu einem weiteren auf. Beim letzten Anflug empfängt ein Komitee von Arbeitsbienen die neue Herrscherin des Bienenstocks. Dabei entfernen die Arbeitsbienen die Penis-Reste von dem letzten Drohn.

Interessiert Sie, verehrte Besucher dieser Seiten, der Vorgang näher, finden Sie sowohl Bilder als auch Videos des spektakulären Vorgangs im Netz.

Die Frage, ob wenigstens der Königin der Sex Spaß gemacht habe, ist eine typisch menschliche. Die Evolution verfolgt auch in diesem Fall ihr primäres Ziel, dem alles andere untergeordnet ist: Die Reproduktion der Art. So ist die Königin 2-3 Jahre in der Lage, die von ihr gelegten Eier gleichzeitig mit dem Ejakulat aus dem in ihr enthaltenen Genpool zu befruchten (aus den Eiern, die sie nicht befruchtet, schlüpfen nach 24 Tagen Drohnen; Arbeitsbienen benötigen lediglich 21 Tage, bevor sie aus ihrer Zelle in der Wabe herauskrabbeln). Zu einem zweiten Hochzeitsflug oder weiteren Sexaktivitäten wird die Königin nie aufbrechen.

Übrigens: Da eine Befruchtung der unbegatteten Königinnen im heimatlichen Stock durch die mit ihr geschwisterlich verbundenen Drohnen nicht möglich ist (s.o.), gibt es bei den Bienen keine Inzucht.

Das Leben der Drohnen aber endet so oder so fatal. Entweder sterben sie beim Sex oder sie werden im August als nunmehr unnütze Fresser von den Bienen vor dem Stock massakriert. Dies wiederum zur Freude der Wespen, die die toten Körperteile der Drohnen entsorgen.