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3.10.18 Biotop

Das ist ja ein richtiges Paradies, höre ich immer wieder Leute sagen, die meinen Garten betreten. Für mich ist er eher „jenseits von Eden“, denn er erfordert meinen Dauereinsatz. Mal mehr mal weniger schweißtreibend.

Für mich selbst ist er ein Biotop. Vor ein paar Jahren bekam ich eine Handvoll Laubfrösche geschenkt. Die haben sich so schön vermehrt, dass sie mir auf Schritt und Tritt begegnen. Die Vögel füttere ich seit ein paar Jahren ganzjährig.

Seit gestern werde ich den Begriff Biotop für meine paar Quadratmeter nicht mehr in den Mund nehmen. Da las ich ein Interview mit Peter Berthold in der FAZ und begriff dadurch, was ein Biotop wirklich ist. Der führende deutsche Ornithologe und langjährige Leiter eines Max-Planck-Instituts (mehr geht nicht in der deutschen Forschungs-Welt) öffnete mir die Augen. Auch für den fundamentalen Unterschied von Umwelt- und Naturschutz. Doch lesen Sie selbst

Ob ich mit meinen paar Bienenvölkern Umweltschutz oder sogar Naturschutz betreibe? Ich bin im Blick auf beide Begriffe skeptisch. Meine Bienen sind genauso Natur wie eine auf die Weide getriebene Hochleistungskuh. Wenn meine Bienen auf Rapsäckern oder Obstplantagen Nektar sammeln, hat das mit Naturschutz nichts zu tun. Das ist Landwirtschaft pur. Womit ich die auf gar keinen Fall abwerten möchte. Zumal ich ein Teil von ihr bin.

Stimmt schon: Bienen sind darüber hinaus auf eine mehr oder weniger intakte Natur angewiesen. Gleichzeitig sind sie in der Lage einen Beitrag für deren Entstehung und Förderung zu leisten. Stichwort: Gemeindesame Evolution von Bienen und Blüten. Das betrifft alle Arten von Bienen. Honigbienen first wäre unredlich.

Nur – wie soll eine Natur für alle Arten von Bienen entstehen, wenn es keinen Raum für sie gibt? Die paar EU-geförderten Blühstreiben sind eine Lachnummer. Genau hier kommt Peter Berhold mit seinem revolutionären Biotop-Gedanken ins Spiel. Die Imker müßten eigentlich seine natürlichen Verbündeten sein. Denn wo eine breite Vogelpopulation ungestört lebt, können sich auch Bienen wie im Paradies entfalten.

Also ein, zwei viele solcher Biotope übers Land verteilt schaffen. Die würden wie ein Ankerzentrum wirken. Um konkret zu werden: Im wohlhabenden Meerbusch sollte es möglich sein. Der Raum um Haus Meer und die Issel bieten sich dazu direkt an. Umweltschutz wird hier durchaus schon gefördert, aber eben noch kein Naturschutz.

Ein großer Weg beginnt bekanntlich mit dem ersten Schritt. Der besteht in der nachhaltigen Lektüre von Peter Berthold. Der zweite wäre die Einladung des Wissenschaftlers zu einem öffentlichen Vortrag. Dann kann man weitersehen.

Übrigens: Der Mann ist ein Kämpfer. Das gefällt mir. Schauen Sie mal hier