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1.8.16 Eingriff ins Erbgut

Monsanto-Mais? Gentechnisch veränderte Lebensmittel? Der Streit darüber wird bald Kriegsgschichte sein. Jetzt geht es um Eingriffe in das menschliche und tierische Genom. Seit kurzem verfügt die Bioforschung über neuartige, hochpräzise »Genscheren«. Die bekannteste trägt den Namen Crispr/Cas9. Es bedarf keines großen Labors mehr, um gezielt in das Erbgut jedweden Genoms eingreifen zu können und es zu verändern. Auch das deutsche Verbot von Eingriffen in die menschliche Keimbahn wird bald Schnee von gestern sein. England hat es dieser Tage regierungsamtlich genehmigt. Eingeschränkt und nur zu Forschungszwecken, versteht sich. Doch auch diese Grenze wird, das zeigt die Vergangenheit, bald fallen.
Bevor Sie jetzt die Hände über den Kopf zusammenschlagen, von Teufelszeug usw. reden, sollten Sie sich an ein Wort des russischen Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin erinnern, dass die Wahrheit immer konkret ist. Für den Imker heißt das: Die neue Biotechnologie lässt den Sieg über die Varroamilbe in greifbare Nähe rücken. Man muss nur noch herausfinden, welche Gene bei der asiatischen Biene die Toleranz gegenüber varroa distructor bewirkt. Das wird genauso wenig problematisch sein wie ihre Implantation in das Genom von apis melliferia. Ich wette: Man ist längst dabei. Übrigens: Gentechnisch veränderte Moskitos gibt es zur Bekämpfung der Mückenplage schon länger. Deren Einsatz gegen das bedrohliche Zika-Virus, das durch Stechmücken übertragen wird, fordern inzwischen namhafte Wissenschaftler.
Zurück zu den Bienen und ihren Schädlingen: Mittel- und langfristig könnte der gezielte Eingriff in ihr Genom bedeuten, dass die Honigbiene bald wieder als wild- und freilebendes Insekt bei uns heimisch wird. Und künftige Imker würden nur noch in den Geschichtsbüchern von der aufwendigen Varroa-Behandlungen durch ihre Vorfahren etwas finden. Wäre doch herrlich…oder? Suchen Sie doch mal nach plausiblen Argumenten, warum bei varroa destructor der Einsatz des Gen-Editing Tools Cripr bejubelt wird, aber bei menschlichen Miß- und Fehlbildungen weiterhin als Teufelszeug gelten soll.