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10.5.23 wbm_Die Dritte

Welch eine Wendung… (mit Mühe unterdrücke ich… durch Gottes Fügung. Sie wissen schon, Bismarck 1870/71) eine Mail der Stadtwerke trudelt ein.

“Kundennummer: 928.733.573-2

Sehr geehrter Herr Krolzig,

Ihr Schreiben zum o.a. Thema haben wir am 29.03.2023 erhalten. Für unsere verspätete Reaktion entschuldigen wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bei Ihnen.

Mit der Stadtwerke Meerbusch GmbH besteht unter der o.a. Kundennummer ein Stromversorgungsvertrag für die Lieferstelle Rottfeldstr. 11 in 40670 Meerbusch. Hier rechnen wir Ihren Stromverbrauch mit Ihnen ab.

Ein Vertrag zur Einspeisung besteht zwischen Ihnen und dem örtlichen Verteilnetzbetreiber (Stadtwerke Service Meerbusch Willich GmbH & Co.KG) und nicht zwischen Ihnen und der STM. Alle Fragen zur Einspeisung beantworten Ihnen die Mitarbeiter des Fachbereiches Einspeiser bei der
Stadtwerke Service Meerbusch Willich GmbH & Co.KG. Diese sind unter Tel: 02154/4702-317 (Frau Kollenbroich) oder unter 02154/4702-347 ( Herr Otten) zu erreichen.

Wir hoffen Ihnen mit diesen Informationen weitergeholfen zu haben. Sollten dennoch weitere Fragen bestehen rufen Sie uns bitte an. Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Michael Müllers
Kundenservice

Ich wollte schriftlich loslegen, las dann aber: “…sollten dennoch weitere Fragen bestehen rufen Sie uns bitte an”.

Da erinnerte ich mich an ein Gespräch im Düsseldorfer Innenministerium mit einem Ministerialrat. Wissen sie, sagte der zu mir mir, wir sind hier nicht um Probleme zu lösen, sondern um Vorgänge zu töten. Das versucht Herr Müllers wohl auch. Nur bedarf es dafür einer gewissen Eleganz. Vor allem aber darf man damit nicht auffallen. Doch an beidem gebricht es dem Mann aus dem Kundenservice der Stadtwerke.

Erst scheint er sich an den Slogan zu erinnern, dass sich die meisten Dinge durch Liegenlassen erledigen. Dann bietet sich auch noch “bin nicht zuständig, bitte an Kollegen wenden” an. Müllers versucht auch diese uralt Strategie zu verwenden.

Herr Müllers findet in seiner Werkzeugkiste noch paar andere Hilfsmittel. Es sind die Kommunikations- bzw. PR-Tricks der einfachen Art. Wie sie etwa eine Mama ihrem strickwilligen Töchterchen beibringt: Zwei rechts, zwei links.

Zunächst entschuldigt er sich, was, wie er spürt, inzwischen auch schon arg an- und abgegriffen wirkt. Also versucht er es durch den Zusatz, “ausdrücklich” aufzupeppen. Ob er meint, damit sei der Boden für die Tötung des ganzen Vorgangs (s.o.) bereitet?

Müllers sagt auch, wofür er sich so ausdrücklich entschuldigt: Für die “verspätete Reaktion”. Also nicht für die “ausgebliebene Antwort”. So meint er bestimmt die Biege bekommen zu haben, um im Interesse seiner Auftraggeber auf keinen der neuralgischen Punkt meines Schreibens (Sie finden es unter wbm_Die Zweite) wie z.B. die sprudelten Übergewinne eingehen zu müssen.

Dann ein letzter Tritt. “Sollten dennoch weitere Fragen bestehen rufen Sie uns bitte an. Wir helfen Ihnen gerne weiter”. Ob er sich jetzt wie ein Torrero fühlt, der meint, dem Stier den Todesstoß versetzt zu haben?

Nur: Ich habe gar keine Fragen, schon gar keine weiteren. Müllers & Co. anrufen um sich ins glucksende Moor des allgemeinen KleinKlein locken zu lassen?

Nachtijall ick hör dir trappsen, sagte man dazu in meiner brandenburgischen Heimat.