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16.2.18 Königinnen nach Wunsch

Die Bienenzüchter sind unter uns. Sie wissen auch genau, was sie tun. Wobei wir in dem Zusammenhang nicht an den Bienenhalter um die Ecke mit seinen drei, vier Völkern denken; der vermehrt lediglich Königinnen. Wobei – wir wissen wovon wir reden – es für einen Imker zu den beglückenden Gefühlen gehört, wenn er am Ende seiner Bemühungen die gerade geschlüpfte Königin vorsichtig zwischen den Fingern hält, um sie zu zeichnen.

Klagt ein Imker in einem Forum über ein aggressives Bienenvolk, erhält er unisono den Rat: Königin fangen, abdrücken (Imkerdeutsch für zwischen den Fingern zerdrücken) und neue, sanftmütige Königin einweiseln. Die kann man überall kaufen. Sanftmütigkeit scheint eines der ersten Zuchtziele zu sein, das nahezu als erreicht gelten kann. Man lese nur einmal ältere Berichte von der Stecherei auf den Bienenständen vergangener Zeiten.

Zu den weiteren Zuchtzielen gehören: Schwarmträgheit, Varroatolerenz bzw. –resistenz, und natürlich überdurchschnittliche Honigleistung. Um diese Ziele zu erreichen, nutzt man unterschiedliche Verfahren. Neben der Selektion gibt es inzwischen auch die künstliche oder instrumentelle Besamung von Bienenköniginnen.

Mich schaudert, wenn ich ein solches Geräte sehe. Aber wahrscheinlich meldet sich da nur ein Reflex aus vergangenen Kindertagen. Da brachten wir unsere Kuh noch zum Bullen, der besprang sie und irgendwann erblickte dann ein Kälbchen das Licht der Welt. Heute dagegen werden praktisch alle Kühe künstlich besamt, denn nur so bekommt man Hochleistungskühe, die am Tag 50 Liter Milch und mehr geben.

Warum dann keine Hochleistungs-Bienenköniginnen? Wie das praktisch geht? Schauen Sie mal hier. Oder hier.

Aber vielleicht wollten Sie es so genau auch wieder nicht wissen.

Sollten Sie sich selbst einmal versuchen wollen und verfügen Sie über das nötige Kleingeld, können Sie sich für schlappe 2.131,00 € ein solches Gerät zulegen und selbst lizenzfrei herumexperimentieren.

Dabei haben wir noch gar nicht von der Genschere CRISPR-Cas9 gesprochen, mit der ganze Bereiche im Erbgut problemlos ausgetauscht werden können. Vielleicht der Weg um die Varroa-Problematik ein für alle Mal zu lösen?

Wir bleiben auch hier skeptisch und fragen nach den Folgen. Da regt sich um uns herum zunehmender Widerstand gegen Vielrippenschweine, Hochleistungskühe und Riesenbrustputen. Andererseits liegen Bienenvölker mit ihren Hochleistungsköniginnen zweifellos im Interesse vieler Imker. So züchten sie aus den Bienen ein für allemal heraus, was ihnen die Evolution als Überlebensvorteil mitgegeben hat.

Ob das ethisch vertretbar ist? Die Frage wird sich nach unserer Überzeugung auf Dauer nicht unterdrücken lassen.

Denn: Ohne einen betreuenden Imker sind solch hochgezüchteten Bienenvölker kaum überlebensfähig. Das gilt insbesondere für Schwärme aus solchen Völkern. Doch da die ohnehin keine Überlebenschance haben, kann man seine moralische Entrüstung über die Zuchtbemühungen vorerst auf Eis legen. Jedenfalls, was die Bienen betrifft.