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25.2.18 Honig, kastriert

Könnten Sie aus dem Stand sagen, was homogenisierter Honig ist? Ich vermute genausowenig wie ich. Ich stieß auf den Begriff bei einer Meldung über die Errichtung einer ukrainischen Honigfabrik. Honigfabrik? Da werden Sie genauso wie ich die Stirn runzeln. Doch lesen Sie zunächst selbst.

Auf Anhieb hätte ich auch bis gestern nicht den Unterschied zwischen pasteurisiert und homogonisiert erklären können. Bei letzterem ist mir das umso peinlicher, als ich einmal Altgriechisch gelernt habe.

Pasteurisiert (nach Louis Pasteur, 18922-1895. französischer Chemiker, Biochemiker und Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologe) man Milch, um damit zu beginnen, wird sie 15 bis 30 Sekunden lang auf 72 bis 75 °C erhitzt und danach sofort wieder abgekühlt. Damit sind die meisten Keime ersteinmal abgetötet. Steht allerdings „Rohmilchkäse“ auf der Schachtel, wurde die Milch nicht pasteurisiert. Lange mußten Verbraucher kämpfen, dass bei Käse diese Ausnahme zulässig ist. Der schmeckt ungleich würziger, als wenn er aus nicht-pasteurisierter Milch hergestellt wurde. Von toten Rohmilchkäse-Genießern hörte man in der Folge nichts.

Es findet sich auch pasteurisierter Honig im Handel. Doch davon ein andermal.

Milch homogenisiert man auch. Normalerweise setzt sich bei ihr oben eine Fettschicht ab. Das empfindet der Verbraucher als unangenehm und vermutet, die Milch sei schlecht. Durch ein technisches Verfahren bringt man deshalb Milch in eine gleichmäßige und einheitliche d.h. homogene Mischung. Bei diesem Verfahren wird die Milch mit hohem Druck durch sehr feine Düse gepresst. Dabei werden die kleinen Fetttröpfchen dauerhaft zerstäubt. Jetzt kann sich kein Fett mehr oben absetzen oder vom Wasser entmischen.

Homogenisiert man Honig, wird der mäßig erwärmt und bleibt unter der kritischen Schwelle von 40 Grad. Also eigentlich harmlos. Doch nur in dem Zustand kann man ihn unter großem Druck durch feinste Düsen pressen. Der normale, hochwertige Honig sieht trüb aus, haben ihm doch die Bienen Pollen, Wachs, Reste von Propolis usw. beigemischt. Nach dem Prozess der Homogenisierung erscheint der Honig klar und transparent. Uninformierten Verbrauchern mag das sogar gefallen.

Homogenisierter Honig ist deshalb kastrierter Honig. Er enthält keine Pollen mehr – immerhin auch wertvolle Nährstoffe. Doch die Gefahr lauert an anderer Stelle. Mittels einer Pollenanalyse kann man genau festellen, woher ein Honig stammt. Ohne Pollen läßt sich deshalb auch die Frage nach der Herkunft des Honigs nicht mehr klären. Da können z.B. Honige aus dem Umkreis von Tschernobyl (Sie erinnern sich an die Reaktorkatastrophe im Jahre 1986?) mit denen aus den weiter westlichen Bezirken vermischt werden. Unerkennbar für den Verbraucher. Machen Sie sich klar: Die Entfernung von Lwiw/Lemberg nach Tschernobyl beträgt nur 500 Km.

In einem Bericht des Europäischen Parlaments aus dem Jahre 2013 war zu lesen, dass Honig auf dem 6. Platz der am häufigsten gefälschten Lebensmittel rangiert. Sie gehen auf Nummer sicher, wenn Sie homogenisierten Honig grundsätzlich im Regal stehen lassen.