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19.12.19 Summ Summ Summ

Summ, summ, summ/Bienchen summ herum!

Das Lied passt zu diesen Tagen vor Weihnachten. Kein Witz. Auch die Bienen scheinen über die frühlingshafte Temperatur zu staunen. Summ, summ, summ/Bienchen summ herum.

Doch das Lied passt auch sonst zu Weihnachten. Die ersten Verse des Liedes kenne ich seit Kindertagen. Die beiden letzten Strophen waren mir nicht geläufig. Was ein Wachsstock ist, mußte ich auch erst googeln. Da rundet sich das Bild: Ohne Bienenprodukte kein Weihnachten:

Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
bei den heilig Christgeschenken,
wollen wir auch dein gedenken,
Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!

Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
Mit dem Wachsstock dann wir suchen,
Pfeffernüss´ und Honigkuchen
Summ, summ, summ!

Auf die „heilig Christgeschenke“ bin ich zufällig gestoßen. Mich beschäftigte unabhängig von der Jahreszeit die Frage, warum die Bienen eigentlich summen. Da mußte ich natürlich bei dem Lied landen. Zwei Zeilen, viermal „summen“. Da meint man die Bienen förmlich zu hören.

Was ich auch nicht wußte: Autor des Liedes ist der Dichter Hoffmann von (kein Adliger) Fallersleben. Der war mir bisher nur als Verfasser unserer Nationalhymne bekannt. Die Googelei spülte dann allerlei verbalen Unrat von ihm hoch. Der Mann entpuppte sich dabei genauso als widerlicher Antisemit wie als abstoßender Franzosenhasser. Bereits Heinrich Heine markierte diese kotigen Sottisen Hoffmanns als „Sudeleyen“. Deshalb hier & heute nur noch: Schwamm drüber.

Dafür gibt es einen Grund. Einen bleibenden Platz im deutschen Lyrikhimmel verschafften Hoffmann seine Kinderlieder. Viele von ihnen sind mir von Text wie Melodie her geläufig, ohne dass ich allerdings ihren Autor hätte nennen können. Alle Vögel sind schon da, Der Kuckuck und der Esel, Wer hat die schönsten Schäfchen – sie alle stammen aus Hoffmanns Feder. Die Oper „Hänsel und Gretel“ machte sein Rätsellied „ Ein Männlein steht im Walde“ populär. Schließlich passend für die Tage vor dem Christfest„Morgen kommt der Weihnachtsmann“.

Jetzt aber wirklich zum Summen der Bienen. Alle Töne erzeugen sie mit ihrer Flugmuskulatur. Das freundliche Summen stand dem Dichter Pate für den Normalbetrieb an freundlichen Tagen. Also so, wie wir es kennen und lieben. Das aber kann urplötzlich in ein bedrohlich-aggressives Brummen umschlagen, wenn das Volk eine Gefahr wittert. Stößt man dann an eine Kiste, geht es urplötzlich los. Unzählige Bienen stürzen aus dem Stock und attackieren wutentbrannt den Aggressor

Bienen könne eine ganze Palette von Tönen produzieren. Klopft der Imker in der kalten Jahreszeit an eine Kiste, um sich zu vergewissern, dass das Volk noch lebt, vernimmt er kurzzeitig ein beruhigendes Brummen. Um ganz sicher zu gehen, kann man auch ein Stetoskop an die Beute halten – so ein Kollege von mir.

Bienen können auch herzerweichend heulen. Das tun sie, wenn sich keine Königin mehr in ihrer Mitte befindet. Wenn der Imker dann eine neue zusetzt, egal ob begattet oder noch jungfräulich, verstummen die klagenden Töne schlagartig; man meint dann, ein Art freundlich-beruhigendes Schnurren zu hören.

In der Oper „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauß gibt es die Stimmen der Ungeborenen. Auch bei den Bienen kann man Vergleichbares hören.

Da hat die alte Königin mehrere Weiselzellen für die jungen Königinnen angelegt. Die Arbeitsbienen füttern sie zunächst mit Gelee Royal und verschließen sie dann mit Wachs. Wenige Tage vor dem Schlüpfen quaakt es deutlich hörbar aus der noch verschlossenen Zelle. Ist die alte Königin noch im Stock, „tütet“ sie. Das signalisiert ihrer potenziellen Nachfolgerin, noch ein paar Stunden in ihrem Verließ zu verharren. So hat die alte Stockmutter noch ein paar Stunden Zeit, um mit einem Schwarm zu einer Neugründung aufzubrechen. Wenn Sie „Tüten“ und „quaaken“ einmal hören wollen, müssen Sie nur hier klicken

Angefügt sein noch, dass Tüten und Quaken auch der Auftakt zu Mord und Totschlag im Bienenstock sein kann. Jedenfalls dann, wenn sich mehrere Jungköniginnen im Stock befinden. Auch Königinnen verfügen über einen Stachel. In seiner besonderen Form ist er allerdings nur zum Abstechen der Schwestern geeignet.

Jetzt dürfte klar sein, dass die unterschiedlichen Töne der Bienen Signale aussenden. Adressaten sind andere Insekten aber auch Pflanzen. Israelische Forscher fanden nämlich heraus, dass Pflanzen die Töne/Signale der Bienen nicht nur hören können, sondern auf sie auch adäquat reagieren. Sprich: Durch eine vermehrte Produktion von Nektar die Insekten anlocken

Bienen fliegen von Blüte zu Blüte und machen dabei Summgeräusche. Pflanzen können das Summen wahrnehmen und reagieren darauf. Sie lassen ihren Nektar süßer werden. Das macht sie für die Bestäuber attraktiver. Aber die Blüten „decken“ ihren Tisch nicht verschwenderisch. Die Bienen sollen ja wiederkommen, um den Prozess der Befruchtung fortzusetzen bzw. abzuschließen.

Sie sind skeptisch, ob Pflazen wirklich hören und „antworten“ können? In dem Fall können Sie Ihre Zweifel hintenanstellen, denn die Nachricht aus Israel unterstreicht nur die bekannte Coevolution zwischen den Bienen und den von ihnen bestäubten Pflanzen.