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14.2.18 Kontaminierter Honig
Die Story: Ein Imker bleibt auf seinem mit Glyphosat belastetem Honig sitzen. Doch lesen Sie zunächst selbst.
Wären wir moralfreie Zyniker, würde unsere Schlußfolgerung lauten: Pech gehabt, lieber Kollege. Hättest du deinen Honig selbst vermarktet, hätte niemand etwas von der unzulässigen Glyphosatbelastung mitbekommen. Selbst schuld, nur weil du dir die Abfüllerei in Gläser wie den Einzelverkauf ersparen wolltest. Kennst du nicht das Sprichwort: Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß. Jetzt hast du den Ärger am Hals.
Alles kam raus, weil ein verantwortungsbewußter Honigaufkäufer eine genaue Analyse erstellen ließ. Der Grenzwert für Glyphosat, so das Ergebnis, war um das 40-fache überschritten. Das Ende vom Lied: Der Imker muß seinen Honig wieder abholen und entsorgen. Immerhin 2800 kg. Alles auf seine Kosten natürlich.
Jetzt nahm das Unglück seinen Lauf. Unser Imker wandte sich an die EU, die wiegelte ab. Auch ein Anruf beim Bundeskanzleramt brachte nichts.
Was war passiert? Über die Einzelheiten berichtete auch das Deutsche Bienen-Journal 7/2017. Der Bauer versprühte Glyphosat im Rahmen der sog. Sikkation. Auch das deutsche Wort „Vorerntebehandlung!“ klingt harmlos. Doch genau das vernebelt nur die Zusammenhänge. Glyphosat bringt das sog. Unkraut, in dem Fall die bei Bienen und Imkern so beliebten Kornblumen, zum Absterben. Die Bienen ihrerseits brachten den verseuchten Nektar in ihre Beuten, womit sich der unheilvolle Kreis schloss.
Doch sehr bald, nachdem der Fall sein Echo in dem Medien fand, traten die professionellen Verharmloser auf den Plan. Eine solche Geschichte, wie die vom mit Glyphosat verseuchten Honig sei höchst selten. In der Regel werden die Grenzwerte eingehalten, und im Übrigen habe die EU die Sikkation seit 2004 deutlich eingeschränkt usw.usw.
Wir erwähnen die Geschichte gerade jetzt, weil die Verharmloser von Glyphosat nicht aufgeben. Wenn unser Leib- und Magenblatt die „Süddeutsche Zeitung“ sich in diese Phalanx einreiht, finden wir das alles andere als erfreulich. Da lesen wir, nachdem auch der Groko-Vertrag ein Glyphosatverbot fordert: „Die Gegner des Gifts dürfen sich als Sieger fühlen in ihrem heillosen Kampf gegen eines der besten Herbizide, das der Ackerbau zur Verfügung hatte. So gut untersucht wie kein anderes Pestizid, rasch abbaubar, und nein, nicht krebserregend“.
Eine forsche Behauptung, die Kathrin Zinkant da aufstellt. Zumal sie natürlich weiß, wie umstritten gerade in der Wissenschaft die Frage ist, ob Glyphosat Krebs verursachen kann. Die Honiganalysen und die ihnen zugrunde liegenden Grenzwerte stellen das zumindest in Rechnung. Alles überflüssiger Schnickschnack, den man sich schenken könnte?
Hand auf’s Herz, Kathrin Zinkant: Würden Sie selbst den inkriminierten Honig so genußvoll essen wie das Bio-Erzeugnis aus dem Reformhaus? Und den Ihren das goldgelbe Glas ohne weitere Erklärung lächelnd auf den Frühstückstisch stellen?