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5.3.18 Frühlingserwachen

Gestern schickte mir eine Freundin dies Foto. Das Bild der Bienen überflutete ihre Seele mit Gefühlen, die sich, so denke ich, in der Gestalt nur bei einer wunderbaren Erscheinung einstellen. Anders jedenfalls läßt sich der dem Bild beigefügte Text kaum wiedergeben.

Nun ließe sich einwenden: Kein Wunder, die Jung-Imkerin erlebt das explosionsartige Frühlingserwachen ihrer Bienen zum ersten Mal.

Doch diese schulterklopfende und herablassende Reaktion erinnert an einen Vater, der angesichts der ersten Verliebtheit seiner Tochter nur zu bemerken weiß: Das wirst du noch öfter erleben.

Wen ein solches Wunder nicht immer wieder neu überwältigt, dessen Seele droht an Hornhautüberwucherung zu ersticken. Andersherum ausgedrückt: Bienenhaltung bewirkt die permanente Verjüngungskur des inneren Milieus. Das jedenfalls ist meine Erfahrung nach mehreren Jahren des Zusammenlebens mit Bienen.

Der Imker weiß, dass der erste, warme Sonnentag nach einer langen Kälteperiode zum „Reinigungsflug“ einlädt. Ihren Kot speichern die sechsbeinigen Insekten die Tage und Wochen über in einer Blase, die sie nun endlich entleeren können. Jetzt fühlen sie sich befreit und beginnen umgehend mit dem Sammeln von Pollen. Erstaunlich, wie viel die Natur davon schon bereitstellt.

Auch bei meinen Bienen gestern das gleiche Bild. Einerseits ein Flugbetrieb wie im Hochsommer und andererseits Bienen am Beutenrand, die in aller Ruhe ein Sonnenbad nehmen. Es scheinen alles Jungbienen zu sein, die das Wunder ihres Lebens genießen. In der Einschätzung bin ich mir ziemlich sicher. Eine ganze Reihe von ihnen flogen mir ins Gesicht, andere auf die Hände, krabbelten ein wenig herum, blieben dann aber ganz ruhig sitzen.

Ein paar Tage später werden sie dich stechen, überkam es mich, doch verscheuchte ich den Gedanken schnell. Unter das Glück mit den Bienen in der Sonne wollte ich meinerseits kein Gift mischen.