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28.2.20 Wachsverarbeitung

Die Aufschieberitis fand endlich ihr Ende. Vor ein paar Tagen lud ich das in Blöcke gegossene Wachs ins Auto. Gut 30 kg ergab die Ernte der letzten Monate. Nicht mitgerechnet das zwischendurch zu Kerzen verarbeitete kostbare Bienenprodukt.

Über Köln und das Oberbergische Land ging die Fahrt ins deutlich kühlere Sauerland. Hier wandelt ein Kollege das gesammelte Wachs von einzelnen Imkern in Mittelwände um. So kann jeder seinen eigenen Wachskreislauf generieren. Angesichts der besorgniserregenden Meldungen über

Honigverfälschungen durch minderwertige Beimischungen aus dem Reich der Mitte gibt es in meinen Augen keine vernünftige Alternative dazu. Ich jedenfalls mache es seit Jahren so.

Gerne hätte ich die Maschine einmal in Betrieb gesehen. Bestimmt bei meinem nächsten Besuch. wurde mir in Aussicht gestellt. Die vielen Kisten mit Rohwachs und die auf ihre Abholung wartenden, sorgsam verpackten Stapel von Mittelwänden ließ mich vermuten, dass sich die Investition in das professionelle Edelstahlteil gelohnt haben muß.

Vor der Halle sah ich Zitronenbäume in größeren Kübeln, die einen prächtige Eindruck machten. Gewiß, auch bei mir haben es ein paar kleinere Bäumchen in einem Experiment vor dem Haus in diesem Jahr bei Ausnahmetemperaturen über den Winter geschafft. Aber im kalten Sauerland? Meine größeren verfrachte ich jedenfalls spätestens im November ins Gewächshaus und hole sie Anfang April wieder herus.

Man könne Zitronen in einer zugfreien Ecke durchaus an moderate Minusgrade gewöhnen, erklärt der Kollege und weist auf die viele kleinen Früchte hin: Drei bis vier Grad Kälte tolerieren sie dann schon. Im Zweifelsfall würde er sie einfach in die Halle schieben.

Das Ehepaar arbeitet halbtags irgendwo in der Nähe. Der Nachmittag und der Samstag gehören den Bienen. Da müssen Honigeimer kontinielich erwärmt, cremig gerührt und abgefüllt werden. Also das ganze Programm. Das unterscheidet sich kaum von meinem Verfahren. Anders als ich verkaufen sie den Honig allerdings vor allem über umliegende Geschäfte.

Der Betrieb wächst offensichtlich stetig. Eine studierende Tochter widmet sich der Weiselzucht. Wie es aussieht durchaus mit Erfolg. Inzwischen kann man in der Imkerei begattete und unbegattete Königinnen aus dem Sauerland kaufen. Der Vater selbst hat im letzten Jahr sein Portefolio um Sirup für die Wintereinfütterung erweitert.

Der ganze Familienbetrieb macht einen gesunden, ja glücklichen Eindruck. Mich macht er auch ein wenig neidisch. Meine Angehörigen winken beim Thema Bienen ab. Gewiß, sie fragen schon mal, wie es den Tierchen gehe, nehmen auch gerne Honig mit nach Hause, aber das war es denn auch.

Eigentlich sollte man Bienen im Idealfall als Familie halten, das wurde mir bei der Rückfahrt vom Sauerland bewußt. Also so, wie die Tiere selbst leben: Im Familienverbund. Keiner muß einem Stockbewohner z.B. sagen, was er/sie zu tun hat. Jede weiß das ohne viele Worte. Und alle zusammen schaffen so ein stabiles Ökosystem.

In Abwandlung eines alten russischen Propagadaspruches könnte man sagen: Von den Bienen lernen heißt siegen lernen.