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17.2.18 Blühstreifen

Ob die Langenfeld/Monheimer gelernt haben? Etwa von Meerbusch, wo wir an mehreren Standorten imkern? In Langenfeld/Monheim plant man, 2018 den Betrag von 5.000,00 € für das Blüh-Projekt auszugeben. Meerbusch dagegen stellt in diesem Jahr wie schon 2016 den Betrag von 26.400,00 Euro für die Anlage von Wildblumenwiesen bereit. Aber vielleicht sind die Konzeptionen beider Städte zu unterschiedlich, und wir vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Dennoch: Langenfeld und Monheim rühmen sich seit Jahren schuldenfrei zu sein. Dann sollte sich nicht mehr als dieser Mini-Betrag im städtischen Haushalt zusammenkratzen lassen? Man will es kaum glauben.

Was aber den markigen Projektnamen anbelangt, nehmen sie sich beide nichts. Da bläst man die Backen gewaltig auf: „Langenfeld summt“ und Meerbusch soll „blühende Landschaft“ werden. Auf unseren Fahrten Kreuz und quer durch Meerbusch hielten wir immer wieder nach den Wildblumenwiesen Ausschau. Zu klein, zu versteckt? Gesehen haben wir jedenfalls keine, aber das mag an uns liegen. Dennoch: Von „blühenden Landschaften“ in Meerbuschs Gefilden durch kommunale Bemühungen kann keine Rede sein. Doch um gar keinen Streit aufkommen zu lassen, könnte man doch das kommunal initiierte Blütenmeer sowohl in Langefeld als auch in Meerbusch im städtischen Web-Auftritt dokumentieren, oder?

Es ist der Berliner ins uns, der auch in rheinischer Umgebung die heimatliche Maxime nicht unterdrücken kann: Ham’set nich ne Nummer kleener? Will sagen, solche Selbstbeweihräucherung geht uns gehörig gegen den Strich. Nicht nur wegen ihrer offensichtlichen Lächerlichkeit, sondern auch wegen des in ihr verborgenen Enttäuschungspotentials für alle Beteiligten.

Der Beobachter staunt, was die Langenfeld-Monheimer mit ihren schlappen 5.000,00 Euro allles auf die Beine stellen wollen. Irgendwie denkt man unwillkürlich an die wundersame Speisung der 5000 aus der Bibel. 1000 Samentütchen sollen an Gartenbesitzer verteilt werden, um sie zu einer Umgestaltung ihrer Gärten zu ermuntern. Auch die„beteiligten Landwirte sollen Saatgut etwa für Mohn-, Korn- und Sonnenblumen, Wegwarte oder andere blühende Pflanzen bekommen“. Zusätzlich „werden sie mit 20 Cent pro Quadratmeter Blühstreifen ein Stück weit für den Ernteausfall auf dieser Fläche entschädigt“.

Noch einmal eine bewährte Maxime: Wat nix kost, is nix. Wir halten das auch den kommerziellen Anbietern gegenüber für unfair, wenn eine Kommune Güter wie jene Samentüten kostenlos verteilt. Schließlich gibt es unzählige Angebote im Netz. Unser Lieblingsdiscounter Aldi z.B. verkauft in jedem Frühjahr eine Dose mit Wildblumensamen für kleines Geld.

Ein sog. Blühstreifen, der im Herbst wieder umgepflügt wird, ist nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein; er ist nur peinlich und lächerlich. Erst bezahlt die Kommune dem Bauern Samen und Monate und später macht der gleiche Landwirt mit Glyphosat allem ein Ende, weil der Acker schließlich für die Rübenaussaat im nächsten Frühjahr unkrautfrei sein muß.

Dem Langenfelder Planungsamtsleiter Stephan Anhalt ist ohne Einschränkung zuzustimmen: “Wildbienen, aber auch Honigbienen, Schmetterlinge und andere Insekten nutzen das üppige Nahrungsangebot der Blühstreifen”. Er verweist auch darauf, dass die wuchernden Blumen und Blätter wertvolle Rückzugs- und Lebensräume für Vögel, die dort Insekten vertilgen“. Nur scheitert das hehre Ziel schon im Ansatz an der vorgesehenen Breite von 2-4 m. Da wird weder eine Feldlerche in die Lüfte steigen oder ein Kiebitz brüten noch ein Hase versuchen Deckung zu finden.

Könnten besagte Tiere wie sie wollten, würden sie bestimmt das Langenfeld-Monheimer Gebiet verlassen ins Hessische auswandern. Blühstreifen, die diesen Namen verdienen, verfügen nämlich dort über eine Breite von 6 – 10 m. Auch das ist in unseren Augen noch ein Minimum. Wir halten das von Stephan Anhalt (s.o.) genannte Ziel nur für erreichbar, wenn ein solcher Blühstreifen um die 10 m breit über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren angelegt wird.
Man stelle sich einen Moment vor, ein Kiebitz hätte auf besagtem Streifen erfolgreich gebrütet. Dann werden die Jungen im nächsten Jahr wieder an den gleichen Ort zurückkehren, an dem sie geboren wurden, um dort selbst ein Gelege einzurichten. Eigentlich ein sehr sinnvolles Verhalten. Nur was machen die bedauernswerten Tiere, wenn es besagten Blühstreifen gar nicht mehr gibt?

Regelrecht geärgert haben uns die 0,20 Euro, die man in Langenfeld den Bauern als Kompensation für mögliche Ernstausfälle zahlt. Warum die Landwirte nicht einmal ans Portepee fassen und mit den Zahlungen aus den EU-Töpfen argumentieren, die die Bauern ohnehin als Subvention erhalten?

Da staunt man schon, was die Landwirte überwiesen bekommen haben. Doch wenn die besser informiert wären, ließen sich die Beträge durchaus noch steigern. Immerhin fördert das Land die Anlage besagter Blühstreifen.
https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/naturschutz/biodiversitaet/bluehstreifen/index.htm

Allerdings müssen die dann u.a. 6-12 Meter breit sein. Vielleicht verzichtet der eine oder andere Bauer nur deshalb auf die Förderung, weil ihm die Auflagen zu lästig sind? Wenn die Vermutung nicht ganz abweggig ist, sollte eine Kommune derartige Bedingungen ihrerseits nicht durch Sonderzahlungen unterlaufen.

Nach unserer festen Überzeugung sollten neben den privaten Gartenbesitzern vor allem mit den Landwirten Informationsversnatltungen durchgeführt werden. Wenn die Kreisbauernschaft zur seriösen Teilnahme an einem solchen Projekt gewonnen werden könnte, wäre viel gewonnen.

Man könnte auch jedem Bauern ein Heft zur Förderung von Blühstreifen usw. von seiner eigenen Organisation überreichen. Der wird staunen, was da alles an finanziellen Hilfen möglich ist. Die 5,00 Euro für die Broschüre wären jedenfalls in unseren Augen gut angelegt, wenn Langenfeld/Monheim nicht nur einen aktuellen Hype um Bienen und Insekten bedienen, sondern nachhaltige Umweltziele erreichen möchte.