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26.3.20 Raps im März

Imker sind privilegiert. In den Corona-Tagen merke ich das ganz besonders. Haus– oder Kontaktsperre gelten hier nicht. Schon aus formalen Gründen, weil Imker zur Landwirtschaft gehören. Inmitten von jungen Weizenfeldern, die in diesen Tagen ihre erste Spritzung bekommen, wird aus dem Wissen ein Gefühl.

Imker sind privilegiert? Doch können angesichts von Corona die Stadtimker in München, Berlin oder Hamburg noch arbeiten? Sie wähnten sich jenseits von pestizitspritzenden Bauern optimal aufgestellt,

jetzt aber können sie womöglich ihre Völker wegen der verhängten Ausgangsperre gar nicht mehr aufsuchen.

Wenn ich mich in meine Ape setze und mich dem Stellplatz nähere, bin ich bald ganz allein mit mir und den Bienen. Ein Gefühl, dass ich seit Jahren mehr und mehr genieße. Auf dem Hintergrund von Corona erfährt es eine zusätzliche Steigerung.

Soziale Medien? Nutze ich nicht. Wenn ich inmitten meiner Bienen arbeite, fühle ich mich als Asozialer glücklich. Hier jedenfalls kannst du dich mit Corona nicht infizieren, sage ich mir und fülle meine Lungen mit frischer Luft. Das Gefühl läßt mich minutenlang tief auf- und durchatmen. Noch fühlen sich die Lungen gesund an. Carpe diem.

Vor zwei Tagen trasportierte ich einige Völker an den Rand eines gewaltigen Rapsfeldes. Über ihm lag bereits ein leichter Gelbschimmer. Heute habe ich vorsichtig in die ersten Völker geschaut, nachdem ich vorher nur das Futter durch Gewichtskontrolle von außen überprüft hatte.

Jetzt weiß ich, daß ich mal wieder im Februar aus Sorge um meine Bienen zu viel des Guten getan habe. Also werde ich vor dem Aufsetzen des Honigraumes ein paar Futterwaben herausnehmen müsen, merke ich mir. Allerdings muß ich die nicht als Fehlinvestition abschreiben.

Auf der ersten Wabe, die ich herauszog, befand sich zu meinem Erstaunen verdeckelte Drohenbrut kurz vor dem Schlüpfen. Das gleiche Bild bot sich mir auch beim Blick in die anderen Völker. Also, sagte ich mir, kann man bereits Anfang April von starken Völkern die ersten Brutwaben entnehmen, um Ableger zu bilden.

Im letzten Jahr bot sich die Möglichkeit auch schon Ende April. Kollegen, so erinnere mich, fragten damals, ob es denn schon ausreichend Drohnen gäbe. Die Unsicherheit erledigte sich bald von selbst. Die Jungvölker mit kräftigen Königinnen entwickelten sich 2019 so prächtig, daß sie ein paar Wochen später eine schöne Sommertracht eintrugen.

So oder so: Spätestens im Zusammenhang der Ablegerbildung werden sich die herausgenommenen Futterwaben als hoch willkommen erweisen.