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17.10.19 Marmelade die Zweite

Bemüht schaut hinter Gläsern eine beschürzte Frau hervor. Sie bietet „Marmelade wie von Muttern“ an. Das Bild gehört zum Aufmacher der Rheinischen Post vom 16. Oktober. Der Artikel soll als Teil einer Serie.auf regionale Produkte aufmerksam machen. Vielleicht erscheint ja demnächst auch noch ein Bericht über Deutsche Hausmannskost, was sicherlich manchen Rechten schmecken würde.

Ich habe mir als Kind „Mutters Marmelade“ zur Genüge aufs Brot schmieren müssen. Weil es nichts anderes gab, damals, in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Meine Mutter kochte ihre Marmelade auf einem Herd, der mit Holz befeuert wurde. Die richtige Hitze hinzubekommen glich einer Kunst. Für unterschiedliche Topfgrößen gab es Metallringe, die mit einem Haken in ihre jeweilige Position jongliert werden mußen.

Das Grundrezept für Mutters Marmelade lautete Pfund auf Pfund, d.h. auf 500 Gramm Früchte kamen ein Pfund Haushaltszucker. Twist-Off-Deckel, die man heute mit neckischen Läppchen zu kaschieren pflegt, kannte man auch noch nicht. Um die Marmelade steif zu bekommen, konnte man, so vorhanden, flüssiges Pektin dazu geben.

Wer bei der Haltbarkeit auf Nummer Sicher gehen wollte, träufelte auf die fertige Marmelade Salycilsäure. Hatte man Pech, bildete sich trotzdem Schimmel. Ungenießbar? Iwo. Man konnte die Schicht ja abkratzen und unverdrossen weiteressen. Wie ich heute durch Google erfahre, soll Salycilsäure auch gegen Akne und Pickel helfen.

Zu Mutters Marmelade gehörte der Zucker wie das Amen zum täglichen Gebet. Auch wer sich heute aufgeklärt gibt und an nichts mehr glaubt, hält es in der Zuckerfrage für den täglichen Brotaufstrich genauso wie die Muttis vergangener Zeiten: Ohne Raffinade geht’s nicht.

In der Tat: Die Mehrheit der Deutschen erweist sich in der Zuckerfrage als aufklärungsresistent. Da können Ärzte und Ernährungsexperten schreiben was sie wollen. Hier rein, da raus.

Wir jedoch sagen unverdrossen weiter unser Sprüchlein: Statt Haushaltszucker zum Süßen ausschließlich Honig nehmen, gerade auch zum Marmeladekochen. Ja, ist denn Honig nicht auch Zucker? Leider kann Ihnen Ihr Organismus darauf keine Sprachbotschaft aufs Handy senden. Die würde sich in etwa so anhören: Aus Rübensaft hergestellter Haushaltszucker besteht zu 100% aus Saccarose. Das ist ein Mehrfachzucker, den der Körper in der Form überhaupt nicht verarbeiten kann. Er muß die Saccarose erst in Einfachzucker aufspalten.

Honig dagegen erspart dem Körper diese Belastung. Das Bienenprodukt enthält bereits die beiden maßgeblichen Einfachzucker. Neben Fruchtzucker und Traubenzucker noch eine ganze Palette weiterer Einfachzucker. Zusätzlich Enzyme, die der besseren Verdauung dienen.

Hier wollen wir für den Augenblick unsere Honig-Hymnen beenden. Allerdings nicht ohne Sie zu einer Verkostung einzuladen. Probieren Sie doch mal unsere Sauerkirschmarmelade, die nur mit Honig gesüßt und mit 20 Gramm Pektinpulver gekocht wurde. Heiß in Gläser abgefüllt und mit einem Twist-Off- Deckel vor Schimmel geschützt. Zum Glück nicht wie bei Muttern.