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26.12.19 Feuerteufel

Jeder hat seine perversen Ecken und Peinlichkeiten. Zu meinen gehört die Pyromanie. Anzündeln und Feuer entfachen ist Teil meiner DNA. Meine Mutter versuchte durch schmerzhafte Schläge mir die Feuer-Lust auszutreiben. Vergeblich. Was sie bis zu ihrem Tode nie erfahren hat: Ich war im Alter von 7/8 Jahren unter den Tätern, als eine Scheune voller Stroh in Flammen aufging. Versehentlich versteht sich; wir wollten im kalten Winter nur unsere Meerschweinchen wärmen.

Tempi passati. Es gelang mir im Laufe eines langen Lebens meine pyromanischen Gelüste nachhaltig zu kanalisieren. Heute bin ich glücklicher Besitzer von drei Kaminen, zwei drin, einer outside. Also alles gut?

Leider nicht auf Dauer. Darauf möchte ich Sie aufmerksam machen, sollten auch Sie unter ungestillter Pyromanie leiden und erwägen, sich zumindest einen Kamin einbauen zu lassen.

Klimaaktivisten stellen die häuslichen Feuerstellen nämlich schön länger unter verbalen Dauerbeschuß. Ihr nicht ganz von der Hand zu weisendes Argument: Private Kamine wirken ähnlich verheerend wie ältere VW Diesel.

Wenn Sie einen Ausweg aus dem Dilemma suchen, sollten Sie bei Diptyque nachschauen. Der Marktführer für Duftkerzen promotet ein Licht, das Sie an das „Knistern und die Glut eines Kaminfeuers erinnern“ soll. Das Teil mit immerhin fünf Dochten befindet sich in einem – natürlich handgearbeitetem – Terrakottagefäß mit 1500 g Wachs (s. Abbildung). Das sollte eigentlich reichen. Ein Vorteil besteht darin, dass Sie im Falle einer Kauforder sich nicht mehr zwischen Drinnen- und Draußenkamin entscheiden müssen. Das Gefäß mit dem Klumpen Wachs läßt sich mühelos durch die Gegend tragen. Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten mag der Preis von schlappen 450 € günstig erscheinen. Aber es geht noch billiger.

Da gibt es bei Diptyque die „Duftfamilie: Holzig“. Wir zitieren deren Versprechungen ausführlicher, damit Sie nicht ungläubig den Kopf schütteln & uns womöglich der Lüge zeihen: „Um einander alles Gute zu wünschen, hat diptyque drei neue Kerzen kreiert, die jeweils für einen Wunsch zum Neuen Jahr stehen: Schutz, Glück und Harmonie. Beschützende Tanne hüllt jeden, der sie anzündet in eine schützende Aura. Im Duft dieser Kerze vermischen sich sibirische Tanne und Balsam-Tanne mit den Aromen von Basilikum und Salbei. Auf einem Untergrund in Grün, der Farbe der Hoffnung, zieren sie Glücksbringer wie Sternschnuppen, Traumfänger oder der Skarabäus und wehren böse Geister ab“. Das alles für den Fall, dass Sie neben Pyromanie auch noch an Superstition leiden.

Ihnen ist geläufig, dass es auch eine olfaktorische Umweltverschmutzung gibt? Die chemischen Retorten-Düfte stehen im Geruch, Allergien auszulösen. Weiter hätten Sie sich mit den 1500 g Wachs ein Erdölprodukt namens Parrafin eingehandelt. Es könnte sich allerdings auch um Stearin bzw. ein Gemisch von beiden handeln. Bilmiyorum sagt unser türkischer Freund in vergleichbaren Fällen und läßt die Finger davon.

Vielleicht würden wir nur den Teufel mit Beelzebub austreiben, wenn wir uns auf die „holzigen Düfte“ einlassen? Wir vermuten es, doch eine smoking gun können wir nicht vorweisen. Bis es soweit ist sehen wir uns aber nicht in der Lage, auf unsere Kamine zu verzichten. Es sei denn um den Preis eines Rückfalls in unsere perversen Leitsymptome. Was wir auf jeden Fall vermeiden wollen.

So bleibt uns nur die Bitte um mildernde Umstände bei den gestrengen Klimaschützern. Im Gegenzug versprechen wir, unsere kaminalen Feueraktivitäten nachhaltig zu reduzieren.