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1.2.20 Nicht-EU-Irrsinn

Manchmal muß man sich ganz entspannt zurücklehnen, um den Irr- oder Unsinn zu erkennen. Da steht auf der Masse der angebotenen Honige als Herkunftsbezeichnung: Aus EU und Nicht- EU-Ländern. EU ist klar. Gerade nach dem Austritt der Briten weiß man, wer dazu gehört und für wen die dort verabredeten Regeln gelten.

Aber was sind Nicht-Eu-Länder? Logischerweise der rest of the world. China sowie, darüber hinaus alle Länder auf dem afrikanischen Kontinent, dann die Gesamtheit der Staaten Nord- und Südamerikas; Australien und Neuseeland nicht zu vergessen! Irgendwelche Regeln, die für alle zusammen verbindlich wären, gibt es nicht. Genauso wenig eine Definition, was Honig eigentlich ist (China versucht z.Zt. eine ISO-Norm zu etablieren, wobei einem nur der Spruch von dem Bock und dem Gärtner einfällt).

Ideal für alle, die mit Vorliebe im Trüben fischen bzw. Honigfässer, woher auch immer, zusammenkippen, umrühren und in Gläser abfüllen.

Was, bitte sehr, soll der Verbraucher damit anfangen? Andersherum gefragt: Wann merkt er endlich, dass er – anders kann man es nicht ausdrücken – ohne Ende verarscht wird? Aber ein Mindeshalbarkeitsdatum erfährt doch der mündige Verbraucher wenigstens auf dem Glas im Supermarkt?

Gewiß. Allerdings nicht, wann der Honig, den er sich gerade auf’s Brot schmiert, eigentlich wo geerntet wurde. Wobei das das eigentlich interessantere Datum wäre. Doch es gibt keinerlei Hinweise, ob der Honig zwei, drei, sechs oder noch mehr Jahre alt ist.

Eine Herkunftsbezeichnung für Lebensmittel jedweder Art und Herkunft ist in der EU gesetzlich vorgeschrieben. Sie findet sich auch praktisch überall. Nur eben nicht beim Honig.

Stellen Sie sich einmal vor, auf der Stiege mit den grünen Bohnen würde sich der Hinweis finden, dass sie aus Nicht-Eu Ländern stammen: Wie lange würde es dauern bis Sie laut aufschreien, weil Sie sich nicht für dumm verkaufen lassen wollen?

Seit Jahren sei das EU-Parlament dabei, diesen Zustand zu ändern. Hört man. Also wenigstens die Herkunftsbezeichnung auf das Honig-Etikett verpflichtend zu drucken. Passiert ist bis heute nichts. Ganz sicher zur Freude der weltweit agierenden Honig-Konzerne und ihrer rührigen Lobbyisten. Dabei wäre für das Parlament alles ganz einfach. Man müßte nur die drei Worte „Nicht-EU-Länder“ ersatzlos streichen; sinnlos sind sie ohnehin (s.o.).

An einem Punkt reagieren die Honig-Konzerne allerdings empfindlich. Wenn man ihre Praxis als Panscherei bezeichnet. Es heiße, bitte schön, mischen. Honig panschen würden man auf gar einen Fall! Wobei sie uns auch hier auf den Arm nehmen: Panschen, so werden wir bei Wikipedia belehrt, kommt vom französischen panacher und heißt schlichtweg mischen.

Honi soit qui mal y pense.