Blog

12.5.18 Presshonig I

Sie fährt einen flotten BMW, geht wohl etwas wackelig, wirkt aber mit ihren 89 Jahren zupackend und energisch. Vor allem, wenn sie über die dummen, alten Weiber schimpft. Was außer ihr wohl niemand darf ohne Anstoß zu erregen.

Als sie neulich mal wieder Honig kaufte, fand ich danach den Zeitungsausschnitt kommentarlos auf meinem Tisch. Presshonig? Hatte ich noch nie gehört. Doch überzeugte mich auf Anhieb, dass der Honig beim Schleudern durch die enorme Durchwirbelung mit Sauerstoff von seinem Aromagehalt verlieren muß. Beim Kosten war mir das schon früher aufgefallen. Doch erklären konnte ich mir den Geschmacksverlust damals noch nicht, meinte dann aber, dass mein subjektiver Eindruck in einer defizitären Tagesform seinen Grund haben müsse.

Neugierig geworden begann ich jetzt zu googeln. Das Thema Presshonig muß komplett an mir vorbeigegangen sein. Eine Reihe von Imkern bieten ihn an. Alle sind sich einig, dass seine Aromen ungleich deutlicher ausgeprägt als bei dem Massenprodukt aus der Schleuder sind. In Kombination mit dem hohen Pollenanteilteil bringt Presshonig einen ganz eigenen Geschmack.

Honig zu schleudern ist ein sehr junges Verfahren, knappe 200 Jahre alt. Erst seitdem es feste Rähmchen für die Waben gibt ist das möglich. Den bis dahin selbstverständlichen Naturbau kann man halt nicht schleudern. Die einzige Möglichkeit, um den Honig zu ernten bestand damals darin, ihn aus den Waben herauszupressen. Danach mußte er durch Seitücher oder Siebe laufen, um die größeren Wachsstücke herauszufiltern. Ein aufwendiges Verfahren, das allerdings den aromagesättigten Honig jenseits eines Massenproduktes auf den Markt brachte.