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7.9.18 Bienendichte

Am besten klicken Sie als erstes auf das Foto. Dann sehen Sie 12 weiße Bienenkisten unter den Bäumen. Aufgenommen habe ich das Bild von meinem Stand „Schloß Pesch“. Beide Plätze trennen nur ein paar hundert Meter.

Es geschah kürzlich. Die Bienenvölker müssen gerade abgeladen worden sein.

Der Anhänger mit Krefelder Nummer stand noch daneben. Ob der Imkerkollege auch eine Genehmigung besitzt, fragte ich mich. Mir hatte die Stadt Meerbusch vor ein paar Jahren erlaubt, vier bis sechs Völker am Waldrand aufzustellen. Aber vielleicht stehen ja die 12 Völker auf privatem Grund und Boden. Also kein Thema für die Kommune?

Wie auch immer: Jetzt befinden sich dreimal so viele Bienen auf relativ engem Raum. Das halte ich für ein ziemliches Problem.

Der amerikanische Bienenforscher Thomas D. Seeley fand heraus, dass wildlebende Bienenvölker einen Mindestabstand von 800 m zum nächsten einhalten. Auch von anderen frei lebenden Tieren weiß man, dass jeweils nur eine begrenzte Zahl von ihnen in einem Revier leben können. Werden es zu viele, kommt es zum Dichtestress mit allen negativen Folgen.

In den USA kann man die schon länger besichtigen. Da werden riesige Tieflader mit hunderten von Bienenvölkern zur Befruchtung auf die Mandel-, Orangen- und Pflaumenplantagen transportiert. Irgendwann kam es dann zum massenhaften Zusammenbruch der eigentlich hochbegabten Überlebenskünstlerinnen. Aber auch für ihre Besitzer kam knüppeldicke; viel von ihnen mußten wegen des Bienensterbens ihr Geschäft aufgeben.

Gewiß sind wir von amerikanischen Zuständen meilenweit entfernt. Doch wer es gut mit den Honigbienen meint sorgt auch dafür, dass nicht zu viele Völker auf engem Raum Nektar und Pollen sammeln müssen. Kein Weg führt auch an der Erkenntnis vorbei, dass durch die intensive Landwirtschaft das Nahrungsangebot für Wild- und Honigbienen deutlich beschränkt ist.

Honigbienen sind in ihrer Existenz bedroht; das gehört inzwischen zum Standardwissen. Nur muß man genau hinschauen, wo das der Fall ist. Für Meerbusch-Strümp, wo ich meiner Liebhaberei nachgehe, trifft das nach meiner Überzeugung nicht bzw. nicht mehr zu. Hier gibt es mehrere Bienenbesitzer mit über 10 Völkern wenige Kilometer von den 12 weißen Kisten entfernt. Dazwischen imkert eine wachsende Zahl von Bienenfreunden die zwei, drei Völker in ihren Gärten betreuen – eine positive Entwicklung, die man eigentlich nur begrüßen kann. Bestäubungsdefizite kann es da nun nicht mehr geben.

Ob der Krefelder Kollege mit seinen Bienen nach Strümp ausgewichen ist, weil in der ehemaligen Seidenstadt und ihrem Umfeld die Standplätze für Bienen rar geworden sind? Kann aber muß nicht sein.

Ich selbst fühle mich angesichts der neuen Nachbarn hin- und hergerissen. Einmal möchte ich den Eindruck vermeiden, ich sperre mich gegen neue Imker, nachdem ich mich selbst mit meinen Bienen etabliert habe; oder ich befürchtete, ein paar Kilo Honig weniger abfüllen zu können. Andererseits tut die Kommune und die interessierte Öffentlichkeit gut daran zu überlegen, viewiel Bienenvölkern sie im öffentlichen Raum ein zu Hause geben möchten.