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15.8.18 Wespen I

Das Tier des Sommers 2018 ist für mich die Wespe.

Nicht nur Menschen, sondern auch Bienen empfinden Wespen als lästige Quälgeister. Ob sie einem Volk wirklich gefährlich werden können, glaube ich nicht. Dafür fehlt ihnen die Masse. Doch Wespen verfügen mit ihrem Schneidgerät über ein Werkzeug, das den Bienen fehlt. Auf dem Foto sehen Sie, wie sich die Wespen Zugang zu einem Bienenvolk verschafften. Sie frästen einfach ein Loch durch eine stabile 3M-Folie.

Seit Jahren rechne ich mich zu den Bewunderern, ja Freunden der Insekten mit der Wespen-Taillie, was ich aber nicht unbedingt hinausposaune.

Sie habe gehört, ich sei als Imker sei auch für Wespen zuständig, eröffnete die Anruferin das Gespräch. Woher sie das denn wisse, fragte ich zurück. Das habe ihr die Feuerwehr gesagt, nachdem sie die Polizei, an die sie sich vorher gewandt hatte, dorthin verwiesen habe. Da ich Bienenschwärme einfangen würde, könne ich bestimmt auch Wespennester umsiedeln. Bei ihr im Gartenhaus befinde sich eins. Ständig würden sie und ihre Kinder von denen bedrohlich umflogen.

Solche Anrufe bekam ich wiederholt. Einmal erfuhr ich sogar, dass ich als eine Art Wespenfachmann gelte. Doch das ist zu viel der Ehre für mich. Allerdings habe ich keine Angst vor den schlanken Tieren. Ich halte die unter Naturschutz stehenden Insekten für völlig harmlos. Sie laufen mir schon mal über Arme und Gesicht. Wegpusten wäre kontraproduktiv, herumfuchtel und hauen noch viel mehr. Also bleibe ich ganz ruhig – und nichts passiert.

Ich bin auch schon wiederholt von Wespen gestochen worden. Das empfand ich als unangenehmer wie Bienenstiche. Einmal pflückte und aß ich eine Mirabelle, die auch eine Wespe als das Objekt ihrer Begierde auserkoren hatte. Das merkte ich aber erst, als sie mir in den Mund gestochen hatte. Ein anderes Mal wollte ich einen Teller hochheben, unter dem eine Wespe saß. Klar, dass sie sich gegen meine Hand wehrte. Übrigens: Im Gegensatz zu Bienen können Wespen wiederholt ihren Stachel als Waffe einsetzen.

Bei wochenlangem Honigschleudern umgaben mich ständig Wespen. Mit steigender Tendenz. Inzwischen bin ich mir relativ sicher, dass sie sich auf meiner Galerie ein Nest gebaut haben. Gefunden habe ich es bisher nicht. Durch irgendwelche Ritzen müssen sie heraus und wieder hereinkommen. Allerdings achte ich genau darauf, wo ich hinfasse und ob sich nicht schon eine in meinem Wasserglas befindet. Aus der Flasche trinken ist in dem Fall eine gute Alternative.

Beim Essen lenken wir sie ab. Dazu legen wir ein Stückchen Kochschinken oder Leberwurst auf einen Teller in einer anderen Ecke des Zimmers. Wer noch nicht beobachtet hat, was da passiert, sollte es unbedingt einmal ausprobieren.

Keiner muß sich zum Wespenfreund mausern. Aber fragen sollte man sich schon, warum man einerseits das Verschwinden der Insekten beklagt und andererseits Wespen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft.