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5.5.20 Maiunruhe

Freund Alex sind Sie wiederholt auf diesen Seiten begegnet. Alex also, der in Kasachstan sozialisierte Imker, scharrt vernehmlich mit den Hufen. Beinahe täglich fragt er, wann wir denn schleudern würden.

Nach meiner Überzeugung muß er seine Ungeduld noch etwa 10 Tage zügeln. Ich jedenfalls tue es. Wenn auch die Felder mit Winterraps ihr in die Augen springendes Gelb verloren haben, so kann man doch noch nicht vom Ende der Rapsblüte sprechen. Erst dann sollte man mit der Honigernte beginnen. Dafür gibt es gute Gründe.

Nicht, weil man auch noch den letzten Tropfen Honig gewinnen möchte, sondern um dessen Reifeprozess nicht zu stoppen. Für den benötigen die Bienen noch Zeit. In der bewegen sie den Honig hin und her. Auf diesem Wege entziehen sie ihm Wasser und sorgen so für seine Haltbarkeit. Andernfalls könnte er beginnen zu Gären.

Ist der Anteil des Wassers zu hoch, muß man wohl oder übel zu technischen Hilfsmitteln greifen, wie es teilweise in China praktiziert werden soll. Das so entstandene Produkt kann man allerdings nicht mehr als Honig bezeichnen und es unter das ahnungslose Käufervolk bringen. Aber als sog. Backhonig findet auch er seine Abnehmer.

Ich bekam übrigens einmal von einer Schönheitsfarm eine Anfrage nach Backhonig. Man benötige ihn für Masken und Massagen. Ich mußte bedauern. Damals wußte ich noch nicht, dass womöglich China liefern könne.

Dieser Tage kontrolliere ich die Völker nach der rabiaten Brutdistanzierung. Der erste Blick gilt der Frage, ob frische Brut in den unteren Zargen vorhanden ist. Was der ultimative Beweis ist, das sich die Königin in den Bruträumen befindet.

Ich erinnere mich noch deutlich, dass mir einmal beim Abkehren eine durchgeflutscht war. Das Ende vom Lied: Sie landete im Honigraum und brütete hier weiter. Was sollte das arme Tier auch anderes tun.

Heute stand ich vor einem unerwarteten Problem: In einem Volk fehlte die Königin. So jedenfalls mein Eindruck. Die Unruhe der Bienen sprang förmlich auf mich über. Kein Wunder, denn ohne Königin ist das Volk zum Tode verurteilt. Man hört es auch. An die Stelle des sonoren Summens ist ein deutlich erhöhter Ton getreten. Als ob die Bienen die abwesende Königin herbeirufen wollen.

Um ganz sicher zu sein griff ich zur sog. Weiselprobe. Dafür entnimmt man einem anderen Volk eine Wabe mit frischer Brut. Wenn wirklich keine Königin vorhanden ist, können sich die Bienen selbst eine neue schaffen. Also genauso, wie es bei der Bildung eines Ablegers passiert und hier wiederholt beschrieben wurde.

In ein paar Tagen weiß ich mehr.