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22.10.17 Glyphosat 2

Was dieses Foto mit dem Pflanzengift Glyphosat zu tun hat, ist schnell erklärt. Die so schön blau blühende Pflanze, deren Namen ich leider nicht kenne, habe ich vor Jahren am Wegesrand zwischen Strümp und Büderich ausgegraben. Eingepflanzt in meine Blumenwiese, hat sie sich schnell ausgesamt und vermehrt. Wenn sie blüht ist sie, wie Sie hier sehen, ein Magnet für Bienen und Insekten aller Art. Der Samen wiederum lockt die Stiglitze an. Also eine perfekte Pflanze, um dem Insekten– und Vogelsterben entgegenzuwirken. Doch selbst wenn man sie am Wegesrand duldet, darf man nicht vor Juli die Mähmaschine kurzen Prozess mit der Herrlichkeit machen lassen.

Diese und andere Blütenpflanzen benötigen einen geschützten Raum. Ein Wegesrand von 4-5 m wäre ein echter Fortschritt. Nach meiner Überzeugung müsste kein Bauer dem wirtschaftlichen Ruin entgegenzittern, wenn er sich hier großzügig und hochherzig zeigen würde.

Dieses Foto habe ich im zeitigen Frühjahr aufgenommen, als ich auf dem Weg zu meinen Bienen war. Hier jedenfalls würden sie reineweg gar nichts finden. Der Acker ist mit Glyphosat totgespritzt (später wuchsen hier Rüben). Der schmale Feldrain erlaubt einen Rückschluss auf den ausschließlich pekuniär strukturierten Horizont seines Besitzers. Für den müssen letztlich Insekten und Vögeln mit ihrem Leben zahlen.

Wenn Sie den unten stehenden Links folgen erfahren Sie mehr über das kaum bemerkte dramatische Insekten- und Vogelsterben der letzten Jahrzehnte. Den Honigbienen können noch die Imker helfen. Alle anderen Insekten und in ihrem Gefolge die Vögel sind der Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen schutz- und hilflos ausgeliefert. Sie verhungern stumm unter unser aller Augen. So nahm die Zahl der Fluginsekten in den vergangenen 27 Jahren um mehr als 75 Prozent ab. In ungefähr der gleichen Größenordnung ist auch ein dramatischer Vogelschwund in Deutschland und Europa zu beklagen. Kein Wunder, wenn auf ca. 40 % der deutschen Äcker Glyphosat in einer Größenordnung von 5000 bis 6000 t pro Jahr appliziert wird.

Ob die EU Glyphosat generell verbieten wird steht noch in den Sternen. Vielleicht kommt es auch nur zu einer eingeschränkten Zulassung, die am Ende doch niemand kontrollieren kann. Wirtschaftlicher Druck auf die Bauern dagegen ist effektiver. So bekam ein bayrischer Landwirt Ärger mit seiner Molkerei. Die ist sich am Ende der öffentlichen Debatte sicher, dass der Mann künftig auf das Gift verzichten wird. Lesen Sie mal

Meine Hoffnung setze ich auf Aldi Süd. Der Discounter verlangt seit Anfang 2016 als erster großer Lebensmittelhändler von seinen Obst- und Gemüse-Lieferanten den Verzicht auf acht bienengefährdende Pestizide. Wenn das Unternehmen in den Katalog zusätzlich Glyphosat aufnehmen würde, wäre das ein durchschlagender Erfolg. Immerhin steht der Discounter in dem Ruf, seine Qualitätsstandards kompromisslos durchzusetzen. Lieferanten, die bei Aldi Süd raus fliegen, werden auch bei anderen Händlern kein Gnadenbrot bekommen.

Weiterführende Links:
http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Interview-Warum-sterben-uns-die-Voegel-weg-id43025261.html

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/insekten-in-deutschland-forscher-bestaetigen-insektensterben-a-1173525.html

http://www.faz.net/aktuell/wissen/insektensterben-hat-es-sich-bald-ausgekrabbelt-15111642.html
http://www.sueddeutsche.de/wissen/insektensterben-dramatischer-insektenschwund-in-deutschland-1.3713567

https://www.nabu.de/news/2017/05/22397.html