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27.11.19 Honigbetrüger

Die Apimondia wollte den Honigverfälschungen den Kampf ansagen. Fachleute sehen in ihr das größte Problem des globalisierten Honighandels. Auch die deutschen Verbraucher wurden bereits vor einiger Zeit durch entsprechende Berichte aufgeschreckt. Also wollte man beim jüngsten Treffen der weltweit organisierten Imker, ihrer Organisationen und Funktionären in Montreal – das Deutsche Bienenjournal 11/19 berichtete darüber – Nägel mit Köpfen machen. Der Event im September dieses Jahres versprach spannend zu werden.

Es gab in Kanada neben allerlei Bienenfolklore wie üblich einen Honigwettbewerb. Diesmal mußten die Proben vorab eingereicht werden. Ein Labor sollte sie nach nach allen Regeln der Kunst analysieren. Für die einen fiel das Ergebnis ernüchternd, für die anderen katastrophal aus: Knapp die Hälfte der eingesandten Honigproben fiel durch und wurden vom weiteren Wettbewerb ausgeschlossen. Weil sie verfälscht oder so stark belastet waren, dass sie die potentiellen Konsumenten gefährden könnten.

Doch da kniff die Kongreßleitung. Auch auf wiederholte Nachfrage weigerte sie sich, sowohl Einzelheiten der Untersuchungsergebnisse als auch Roß und Reiter zu benennen. Stattdessen präsentierte man den Gewinner des World Beekeeping Awards, doch die kriminellen Honigverfälscher holte man nicht aus der Anonymität heraus. Das läßt vermuten, dass die ganzen Großen entlarvt worden wären. Vergleichbar der jahrelagen Auseinandersetzung der Anti-Doping-Agentur WADA im Falle Rußlands.

Den neuen Präsident des Deutschen Imkerbundes scheint das nicht weiter anzufechten. Er erkannte schon im Ausschluß der verfälschten Honige aus dem weiteren Wettbewerb (ihn gewann ein türkischer Imker) einen Fortschritt. Das war’s dann aber auch schon. „Wir sollten das als Chance verstehen und unsere Arbeitsweise hervorheben: Ja wir haben ein sehr gutes Produkt – das sollten wir weiter fördern und unterstützen“. So klappert sprachliches Leergut am laufenden Band,

Was aber soll der Verbraucher machen, der auf den Honiggläsern als Herkunftsbezeichnung vorschriftsmäßig liest: Aus Eu und nicht Eu-Ländern? Resignieren wäre fehl am Platze. Er ist in der Lage, die die Discounter, Supermärkte und Handelsketten zu meiden. Honig kann er weiter beim Imker seines Vertrauens um die Ecke kaufen. Doch auf Dauer scheidet das als Lösung für ein globales Problem aus.

So bleibt nur die Hoffnung auf einen Whistleblower, der die geheimgehaltenen Daten ins Netz stellt. Genau wie im Fall des russischen Staatsdopings und der Panama-Papers. Dann kann es für den einen oder anderen Imker-Funktionär durchaus ungemütlich werden.