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18.12.16 Weihnachtsentkernung

Von SpiegelOnline über die FAZ bis zu Bild: die Onlineportale berichten heute erregt über das Verbot der türkischen Regierung, das Thema Weihnachten an einer renommierten deutschen Auslandsschule in Istanbul zu behandeln. Besonders drastisch titelt Bild: »Erdogan verbietet Weihnachten«. Da scheint die türkische Regierung allerdings etwas nicht mitbekommen zu haben: Weihnachten mit Chorälen, biblischen Geschichten etc. ist schon längst kein Thema mehr in Deutschland. Es sei denn, man hätte es auf die rote Mütze des Weihnachtsmannes reduziert. Doch die wäre auch kein Aufregender für die Türken. Genauso wenig wie Weihnachtsmärkte, Kauf und Austausch von Geschenken usw.

Mein Nachbar wollte neulich Christrosen kaufen – er erhielt Winterrosen. Vor ein paar Tagen suchte ich Weihnachtskarten. Die Auswahl im Zeitungskiosk bzw. Schreibwarenladen war riesig. Die Motive erinnerten mich an meine Kindheit in der DDR, als noch Väterchen Frost von Stalins Gnaden die Szene beherrschte. Karten mit Abbildungen etwa der Krippe im Stall von Bethlehem, Maria mit dem Christuskind – alles Fehlanzeige. Auch von den Engeln, die den Hirten auf dem Felde die frohe Botschaft verkündeten, dass der Heiland geboren sei, wie auch die von den Weisen aus dem Morgenland – keine Spur am Zeitungsstand. Alles Zufall? Warten Sie mal ab, was Sie durch den Postboten in den nächsten Tagen erreicht. Unfreiwillig komisch wirkten auf mich in den letzten Jahren die Karten von Firmen. »Jahresendzeitliche Grüße« las ich da wiederholt. Geht‘s noch?

Die Firma Cewe schoss in diesem Jahr für mich den Vogel ab. Um deren Fallhöhe hier noch zu vergrößern, seien die Oldenburger zunächst gelobt. Ich habe mir von ihnen über 20 Kalender in unterschiedlichen Formaten mit den Abbildungen meiner Bienen drucken lassen. Vom Gestalterischen her ist Cewe den andern Anbietern auf dem Markt deutlich überlegen. Der Versand erwies sich als pünktlich, der Service ist schnell erreichbar und sehr bemüht. Da gibt es wirklich nichts zu meckern.

Cewe bietet gefühlte 250 Weihnachtskarten mit unterschiedlichsten Motiven an. Die Möglichkeiten der individuellen Gestaltung sind für den Benutzer nahezu unbegrenzt. Kein Mangel besteht an den ausgelatschten, landläufigen Motiven. Zipfelmützen des Weihnachtsmannes in allen Variationen, mit allen Bommelgrößen und Schneekristallen in jedweder Form.

Doch die eigentlichen, die biblischen Symbole von Weihnachten fehlen. Und zwar alle. Es ist das gleiche Bild, wie ich es oben geschildert habe. Cewe muss sich vorhalten lassen, dass sich die Firma daran beteiligt, den Kern von Weihnachten zu demontieren. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Die mögliche Entgegnung, dass die Kunden so etwas nicht verlangen, wäre für mich blanker Hohn. Fehlt das Angebot gibt es auch keine Nachfrage. So funktioniert der Markt. Und wer das entsprechende Angebot verweigert, beteiligt sich an der Zerstörung eines der zentralen Feste der abendländischen Christenheit. Das ist nicht Werteverfall, das ist Mitwirkung bei der Wertevernichtung.

Die AKP-Türken und ihr Führer Erdogan können sich entspannen: Die Zerlegung des christlichen Weihnachten ist in deutschen Händen ein Selbstläufer.