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27.1.17 Manuka, Schmutzeleien

Neuseeland möchte seine Manuka-Produktion in den nächsten Jahren weiter steigern. Angesichts der schon heute herrschenden Zustände auf der eigentlich liebenswerten Insel läßt das für die Zukunft nichts Gutes erahnen. Im Folgenden erfahren Sie von allerlei Tricksereien, Betrügereien und Täuschungsversuchen rund um den Honig-Hype.

Das für Honig in Neuseeland zuständige Ministerium plant, die Manuka-Produktion bis 2025 so zu erhöhen, dass pro Jahr rund 588 Millionen Euro erwirtschaftet werden.

2014 lag der Wert noch bei rund 85 Millionen Euro. Gerne wüssten wir, wie eine solche Steigerung erreicht werden soll. In unseren Augen wird das die Täuscher, Trickser und Betrüger nur weiter anlocken wie das Licht die Motten. Um Fälscher zu entlarven, so die neuseeländischen Offiziellen, wurde eine Liste mit Produzenten erstellt, deren Honig als echt gilt. Das kann nach unserer Überzeugung nicht einmal als Augenwischerei durchgehen, wie noch zu zeigen sein wird.

stuttgarter-nachrichten.de
Schon heute zeigt sich das eigentlich wunderschöne und beeindruckende Neuseeland von seiner hässlichen Seite als Manuka-Eldorado. Der Werbeslogan „Kauf Dir ein Glas Honig, und Du kannst Deine Zunge in einen kleinen Teil der großen weiten Welt stecken, ganz ohne aus dem Haus gehen zu müssen“ erscheint da wenig einladend. Erzeuger wie Exporteure des angeblich weltweit einmaligen Honigs lassen an die Goldgräberstimmung im wilden Westen denken. Das „Bienenjournal“ berichtete in seiner Novemberausgabe 2016 von den befremdlichen Zuständen auf der Insel. Gab es dort 2005 annähernd 300.000 registrierte Bienenvölker, so sind es inzwischen schon mehr als 680.000. Da gibt es 25 Branchenriesen mit jeweils 3000 Völkern; fünf von denen, so der Bericht von Saskia Schneider im „Bienenjournal“, seien erst in den letzten beiden Jahren entstanden.

Der Verdrängungswettbewerb mit allerlei unschönen Methoden ist enorm. Um sich die viel versprechenden Claims zu sichern, fließen auch erhebliche Summen. Ein lokaler Sender schilderte, wie besagte Großimkereien im Frühjahr tausende von Völkern in die Manuka-Regionen mit LKWs und Hubschraubern verfrachten. Dort stellen sie Ihre Völker oft nur wenige hundert Meter voneinander entfernt auf. Dass das ökonomisch wie ökologisch unsinnig ist und nur kathastrophale Zustände schaffen kann, liegt auf der Hand. Schon berichten Berufsimker von hohen Völkerverlusten aufgrund von Futtermangel. Da passt es ins unerfreuliche Manuka-Bild, dass Großimkereien auf die Kontaktanfrage der Autorin nicht einmal antworteten.

Die Produzentenvereinigung „Unique Manuka Factor Honey Association“ (UMFHA) kennt natürlich die Probleme mit den Honig-Fälschern. Ihr Rezept? Sie möchte den Teufel mit Beelzebub austreiben. Jetzt versucht sie, weltweit denselben Markenschutz zu erhalten wie er für Champagner, Calvados, Allgäuer Emmentaler etc. gilt. Doch im Land der vielen Schafe scheint man etwas nicht mitbekommen zu haben. Die markenrechtlich geschützten Erzeugnisse sind deshalb mit einem besonderen Status ausgestattet, weil sie aus einer begrenzten Region stammen und klare Qualitätsmerkmale aufweisen.

Aus dem kühnen Projekt wird u.E. kaum etwas werden. Weil schon die deutlich begrenzte Region für den Manuka-Honig fehlt. Nun lasen wir zu unserer Verblüffung:
naturinstitut.info

„Der echte Manuka Honig stammt ausschließlich aus Neuseeland und Teilen Südost-Australiens“. Australien? Hatten wir so noch nicht gehört und wüßten deshalb gerne, welche Menge Manuka-Honig von dort stammt. Nun lasen wir weiter, dass die berühmte Südseemyrte Neuseelands (lat.: Leptospermum scoparium), eine Verwandte des australischen Teebaums (tea tree) ist; die hat ihre Heimat in den entlegenen, bergigen Regionen Neuseelands und Südost-Australiens. Auf dem Hintergrund des Honig-Hypes wird der Manuka-Strauch heute eher mit Neuseeland als mit Australien in Verbindung gebracht; doch ursprünglich stammt er aus Australien und kam erst von dort nach Neuseeland. Deshalb wäre doch die Ausbreitung der Manuka-Honig-Produktion nichts anderes als ein back to the roots, oder? Es scheint sich die Überzeugung abzuzeichnen, dass überall dort, wo jenes anspruchslose Gewächs gedeiht, auch Manuka-Honig geerntet werden kann. Dann wären in der Tat die möglichen Wachstumsraten nahezu unermeßlich.

wikipedia.org

Wenn wir noch einmal auf die markenrechtlichen Verlockungen zurückzukommen dürfen: Wenn wir die Ausweitung der Manuka-Zone einmal mit der des Champagners vergleichen, würde das bedeuten, dass überall dort, wo die Pinoit Noir-Traube gedeiht, auch das teure Edelgesöff hergestellt werden kann und darf. Die cleveren Sektproduzenten auf der Krim – um nur die zu nennen – hatten das zu Sowjetzeiten versucht. Sowjetskoje Champanskoje lautete die Bezeichnung für den Sekt, die allerdings bald verschwand, verschwinden mußte, weil man die von Frankreich angestrengten Prozesse verlor. Wohlgemerkt mitten im Kalten Krieg.

Die wundersame Manuka-Vermehrung
Das jährliche Export-Volumen von Manuka-Honig lag in den vergangenen Jahren bei lediglich 1700 Tonnen. Doch allein in Großbritannien wurden 1800 Tonnen verkauft. Weltweit geht man von über 10 000 Tonnen aus. Tests offenbarten, dass 11 von 23 Manuka-Honigen keinerlei Spuren des sog. „Unique Manuka Factor“ UMF enthielten. Dieser einzigartige Manuka Faktor macht, so wird behauptet, aus einem normalen Honig ein extrem teures Produkt. In China und Singapur erwiesen sich 41 von 73 Produktproben als Fälschungen. Untersuchungen in Hongkong stellten zweifelsfrei fest, dass sogar Sirup unbekannter Herkunft untergemischt wurde.

Neben dem Kürzel UMF findet sich dank Thomas Henle und seiner Dresdner Mitstreiter jetzt auch noch das Warenzeichen MGO auf den Etiketten. Die Zahl hinter MGO soll den Mindestgehalt an Methylglyoxal in Milligramm pro Kilogramm Honig angeben. Dem Käufer wird empfohlen: „Achten Sie beim Kauf daher unbedingt auf die beiden geschützten Warenzeichen MGO+® und UMF®, diese Qualitätszeichen weisen nur den echten Manukahonig aus“.

Alles gut? Schön wär’s. Mit den Betrügereien wird es vermutlich munter weitergehen. Methylglyoxal kann man als billige Laborchemikalie überall kaufen; die läßt sich dann in der gewünschten Menge unter den Honig mischen. Thomas Henle hat öffentlich gemacht, wie man das praktisch macht, also wie aus einem wertlosen Nullachtfünfzehn-Honig ein exquisites Lifestylprodukt im Hochpreissegment wird. Wobei er natürlich beteuern würde, dass er mit betrügerischen Machenschaften nichts, aber auch gar nichts zu tun habe. Honi soit qui mal y pense.

Die Technische Universität Dresden identifizierte bekanntlich Methylglyoxal als die antibakteriell aktive Komponente im Manuka-Honig. Seitdem wird die Qualität nicht nur mit einer Zahl hinter der Abkürzung UMF angegeben; Die Zahl hinter MGO informiert über den Mindestgehalt an Methylglyoxal in Milligramm pro Kilogramm Honig. Je größer die Zahl, je höher der Preis. Soll der Verbraucher im kaufmännischen Interesse der Honig-Dealer dem alten Bauernslogan folgen: Viel hilft viel? Ist auch der Rückschluß statthaft: Je höher der Anteil von Methylglyoxal je zuverlässiger erweist sich der Manuka-Honig als resistenzfestes Antibiotikum? Wieviel Tee- oder Esslöffel pro Tag müssen wir eigentlich zu uns nehmen – um das Wort konsumieren zu vermeiden – damit die gewünschte gesundheitliche Wirkung zuverlässig eintritt? Wenigstens einen diffenrenzierenden Beipackzettel sollte der Honigkäufer für diese und andere Fragen doch offeriert bekommen, wennn er schon ein so teures Mittel ohne Erstattungsmöglichkeit durch eine Krankenkasse kauft.

Was wirklich auf den Manuka-Etiketten stehen sollte
Abkürzungen von UMF und MGO auf den Honig-Gläsern sollen nach unserer Überzeugung den Verbraucher eher einlullen. Es sind lediglich Werbebotschaften. Das Etikett verrät ansonsten nichts, nichts über den Standort der Bienen, nichts, wer den Honig geschleudert und nichts darüber, wer ihn in Gebinde für den Endverbraucher wann abgefüllt hat.
Wir würden auch gerne auf dem Manuka-Etikett die Versischerung lesen, dass der Honig ein rein natürliches Produkt ist und keinerlei Fremdstoffe untergemischt wurden. Also grundsätzlich den Bestimmungen der Deutschen Honigverordnung entspricht. Beide, Exporteur und Importeur, sollten mit ihrem Namen dafür bürgen. Wir möchten nämlich ausgeschlossen wissen, dass industriell hergestelltes Methylglyoxal dem Honig beigemischt wurde.

Von den tüchtigen Lebensmittelchemikern Thomas Henle und seinen Mitstreiterinnen würden wir im Übrigen gerne noch erfahren, ob man die gleichnamige Laborchemikalie eindeutig von dem natürlichen Methylglyoxal als dem genuinem Bestandteil des Manuka-Honigs unterscheiden kann. Falls nicht, müßte eigentlich auf jedem Manuka-Etikett ein Hinweis auf mögliche gesundheitliche Schäden abgedruckt werden, oder?