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22.11.18 Verbrauchertäuschung

Die „Salzburger Nachrichten“ gaben sich nach einem Honig-Test erleichtert: Keiner sei gepanscht gewesen. Schnell wird klar, was die österreischischen Journalisten unter „Honig panschen“ verstehen: Ihn z.B. mit durch Zucker versetzten chinesischen Honig strecken. Wobei, das wollen wir nicht unterschlagen, auch andernorts mit Zucker kontaminierter Honig auf den Markt gelangt; wir hörten von vergleichbaren Praktiken aus Marokko und dem Kosovo. Wobei die mengenmäßig, anders als beim Honig aus dem Reich der Mitte, kaum ins Gewichten fallen.

Panschen, so werden wir bei Wikipedia belehrt, kommt vom französischen panacher und heißt mischen. Da bietet z.B. ein deutscher Versender für besonders gesunde Lebensmittel einen deutschen Bio-Blütenhonig an. Der ist natürlich gepanscht, sprich: es ist ein von mehreren deutschen Bio-Erzeugern zusammengekippter Honig, wahrscheinlich sogar aus unterschiedlichen Jahrgängen. Eine individuelle Note kann ein solches Massenerzeugnis gar nicht haben.

Das alles ist – wohlgemerkt – völlig legal und entspricht der EU-Honigverordnung. Nach der muß, auf dem Etikett das Erzeugerland (wir wurden von der Lebensmittelkontrolle ermahnt, das Strümper TerroirHonig als Herkunftsbezeichnung nicht ausreicht) in dem genannten Fall, also Deutschland, stehen. Oder allgemeiner: aus EU-Ländern, oder noch gobaler, aus EU- und Nicht EU-Ländern. Der grenzenlosen Panscherei sind alo Tür und Tor geöffnet. Die Täter können sich die Hände reiben: Sie haben die Gesetze auf ihrer Seite.

Die „Salzburger Nachrichten“, um auf die zurückzukommen, erwähnen lobend einen einzigen Hersteller, der auf auf seinen Produkten angibt, „dass die Honige seiner Mischung aus den Ländern Chile, El Salvador, Moldawien, Rumänien, Thailand und Ungarn bezogen werden“. Pardon: Auch diese Firma panscht natürlich ihren Honig. Zu loben gibt’s da gar nichts. Ob da einzelne Länder aufgeführt werden oder ob da steht, aus EU- und Nicht-Eu Ländern ist in unseren Augen Jacke wie Hose.

Nun gab es wiederholt Versuche, die Eu-Honigverordnung im Sinne einer größeren Transparenz zu verändern. Alle verliefen bisher im Sande. Warum wohl? Da muß man nicht lange raten: Weil die großen Honiganbieter auf den gesetzlichen Anstrich ihrer gewinnträchtigen Panscherei nicht verzichten wollen. Merke: Lobbying erweist sich in der Regel als starker Hebel.

P.S. Panschen klingt natürlich nicht so schön. Die Weinerzeuger waren da schlauer, nahezu genialer. Die nennen die legale Beimischung von Fremdweinen in ihre Erzeugnisse „verschneiden“- und keiner meckert.