Honig

Sie sollten im Interesse Ihrer Gesundheit einmal Apitherapie (apis lat. Biene) googeln. Sie werden staunen: Ich fand 64.300 Einträge. Die Wirkung der Apitherapie ist etwa im Gegensatz zur Homöopathie über jeden schulmedizinischen Zweifel erhaben.

An erster und vornehmster Stelle steht Honig. Der besteht primär aus einer ganzen Reihe von Zuckerarten; da soll man sich nichts vormachen.

Wenn ich Honig schleudere plagt mich immer auch ein schlechtes Gewissen: Ich stehle den Bienen ihr wertvolles Nahrungs-, genauer Überlebensmittel. Es ist nur ein schwacher Trost, dass ich sie dafür im Herbst mit Zuckersirup füttere. Das Zeug ist genauso kalorienhaltig wie unser Haushaltszucker. Aber ansonsten völlig wertlos. Ihm fehlen die wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs.

Über einen österreichischen Versuch

Zur Einnahme von mindestens zwei Esslöffeln Honig über acht Wochen sollten sich Personen verpflichten, die für eine Studie auf Anregung des österreichischen Imkerverbandes gesucht wurden. Sie sollten gesund und zwischen 25 und 65 Jahren alt sein. 50 Versuchspersonen hatte man schnell gefunden. Betreut wurde die Studie von einem praktischen Arzt und einer Ökotrophologin. Die Berichte von beiden finden Sie hier:

apitherapie.at
imker.at

Warum zwei Berichte über die Studie vorgelegt wurden ist nicht erkennbar. Der erste von Renate Frank ist allgemeiner gehalten und verzichtet auf eine spezielle Begrifflichkeit. Der des Arztes Johann Puttinger besticht durch die medizinisch wissenschaftliche Begründung der Ergebnisse. Für beide gilt, dass durch die Studie erstmals in Mitteleuropa die Auswirkung des regelmäßigen Konsums von Bienenhonig auf das Immunsystem und die Gesundheit in einer wissenschaftlichen Studie untersucht wurde.

Die Ergebnisse der Studie sind eigentlich nicht sonderlich spektakulär. Sie unterstreichen und bestätigen allerdings, was man ohnehin schon wusste oder zumindst stark vermutete. Deshalb verfängt auch nicht der Hinweis auf die besondere Interessenlage des Auftraggebers, dem man natürlich unterstellt, dass er den Honigkonsum seiner Imker ankurbeln möchte. Die Studie, so erfährt man weiter, wurde auch von der EU und dem Bund gefördert.

Ich selbst habe mich gefragt, warum denn nicht der Deutsche Imkerbund eine vergleichbare Studie anregt. Die Ergebnisse wären noch überzeugender, wenn man zum Vergleich eine Personengruppe auswählen würde, die acht Wochen honigfrei lebt. Aber das alles scheint in den oberen Verbandsetagen niemanden zu interessieren.

Ausgangspunkt der österreichischen Studie war die immer wiederkehrende Behauptung, »dass Honig die Widerstandskraft gegen grippale Infekte und Atemwegskrankheiten stärkt… Auch Berichte von Menschen, die bei leichten oder zum Teil schweren Erkrankungen mit Honig schneller wieder auf die Beine kommen, sind bekannt. Nur wissenschaftliche Belege für diese Wirkungen waren eher spärlich«. Die wollte man nun liefern.

Die österreichische Studie war seriös angelegt. Allen Teilnehmern wurde vor und nach Abschluss der Studie Blut abgenommen und ihr individueller Immunstatus bestimmt. So können »Veränderungen der Abwehrzellen und damit auch die Wirkung einer immunstimulierenden Ernährung festgestellt werden. Darüber hinaus wurde die Anzahl der Freien Radikale gemessen. Das sind Stoffe, die an der Entstehung vieler Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, Arteriosklerose, Nervenleiden, Nieren-, Leber und Lungenschäden beteiligt sind«. Gerne hätten wir über die einzelnen Ergebnisse mehr gelesen, doch leider lässt sich die Verfasserin Renate Frank darüber nicht näher aus.

Zu den Ergebnissen der Studie im Einzelnen: Das Essverhalten der Teilnehmer änderte sich in den acht Wochen radikal. Der Drang nach Süßem ließ deutlich nach. Das hatte auch Auswirkungen auf das Gewicht: »23 Personen konnten ihr Gewicht verringern, ohne eine Diät zu machen. Die größte Gewichtsabnahme betrug in einem Fall 5 kg. Auffallend war, dass unter den Personen, die drei Esslöffel und mehr Honig täglich gegessen hatten besonders viele dabei waren, die nach acht Wochen weniger Pfunde auf die Waage brachten«.

Bemerkenswert ist, dass die Teilnehmer berichteten, dass sie zwischenzeitlich merklich besser schlafen. Auch die Schlafqualität selbst nahm deutlich zu. Das lässt darauf schließen, dass der Stresslevel durch den Honigkonsum reduziert wurde. Auch tagsüber fühlten sich die Teilnehmer an der Studie deutlich fitter als vorher. Konzentration und Wohlbefinden nahmen zu. Viele berichteten weiter von deutlich reduzierten Kopfschmerzen genauso wie über die Abnahme von Wadenkrämpfen. Was kein Zufall ist, denn im Honig ist Magnesium enthalten. „Im Honig“, heißt es da, „ liegen Magnesium und die Vitamine B1, B2 und B6 nebeneinander“. Dadurch wird „die Resorption aus dem Darm begünstigt wird«. Überhaupt belegt die Untersuchung, dass Honig die Verdauung verbessert.

Der Mediziner Johann Puttinger faßt das Ergebnis der Studie in seinem Bericht (s.o.) so zusammen:
“Echter naturbelassener Honig zeigt bei tägl.Einnahme von mind. 50g:

  • Deutliche Absenkung der Belastung mit freien Radikalen
  • Immunologische Kräftigung im Immunstatus und dadurch verminderte Infektanfälligkeit
  • Als Ersatz von kalorienreichen Süßigkeiten eine Abnahme des BMI bei übergewichtigen Probanden
  • Eine deutliche positive Wirkung auf verschiedene „Befindlichkeiten“
    wie körperliche Belastbarkeit, Schlafqualität, psychisches Wohlbefinden, Muskelkrämpfe und Verdauung
    • Eine äußerst regulative Wirkung auf Verdauungsstörungen wie chronische Verstopfung
    • Keinen negativen Einfluß auf Harnsäure-, Cholesterin- und
    Triglyceridspiegel”.

Energie bzw. Inhaltsstoffe im Einzelnen

Honig Zucker
Energie 306 405 kcal/100g
Wasser 24324 120 mg/100g
Eiweiß 380 0 mg/100g
Kohlenhydrate 75070 99800 mg/100g

Vitamine

Honig Zucker
Vitamine B1 3 0 µg/100g
Vitamine B2 50 0 µg/100g
Vitamine B3 130 0 µg/100g
Vitamine B5 70 0 µg/100g
Vitamine B6 159 0 µg/100g
Vitamine C 2400 0 µg/100g
Vitamine E 130 0 µg/100g

Mineralstoffe

Honig Zucker
Natrium 7 0 mg/100g
Kalium 47 2 mg/100g
Calcium 5 1 mg/100g
Magnesium 6 0 mg/100g
Phosphor 18 0 mg/100g
Eisen 1300 290 µg/100g
Zink 350 20 µg/100g
Kupfer 90 15 µg/100g

Kohlenhydrate

Honig Zucker
Glucose (Traubenzucker) 33782 0 mg/100g
Fructose (Fruchtzucker) 37535 0 mg/100g
Monosaccharide (1 M) 71317 0 mg/100g
Saccharose 2252 99800 mg/100g
Oligosaccharide 1501 0 mg/100g

Die fand ich im Internet auf der Seite eines Bodybuilders

body-coaches.de

Überhaupt fällt auf, dass sich Sportler immer mehr für den Honig interessieren. Sie stehen nämlich nach einem intensiven Training vor der Frage, wie sie die verbrauchten Kalorien schnell wieder auf füllen können. Da ist Honig das Mittel der Wahl.

Ein erster Blick auf die Tabelle zeigt

  • dass im Honig wertvolle Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind. Wobei gerade der hohe Anteil an Zink auf die entzündungshemmende Wirkung von Honig hinweist.
  • dass sich Honig aus mehreren Zuckersorten zusammensetzt: Fructose, also Fruchtzucker, Glucose, d.h. Traubenzucker und Saccharose. Sind die beiden ersten sog. Einfachzucker so ist Saccharose ein Mehrfachzucker. Der muss erst durch den Stoffwechsel im Darm in seine einzelnen Bestandteile zerlegt werden. Das ist für den menschlichen Körper belastend. Der Einfachzucker dagegen kann direkt im Körper dorthin gelangen, wo er gebraucht wird. Gerade Fruchtzucker verlangt keine Insulinausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse. Deshalb kann ein Diabetiker durchaus auch mal einen Teelöffel Honig essen. Der Gesunde wiederum muss nicht fürchten Diabetes Typ II zu bekommen. Immer vorausgesetzt: Er süßt konsequent mit Honig und er meidet Haushaltszucker, egal ob weiß oder braun. Und er greift zu Blütenhonig. Waldhonig sollte er dann lieber lassen.

Die Inhaltsstoffe im Honig sind ein universelles Heilmittel. Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Man staunt, wofür und gegen was er alles nützlich sein soll. Das Internet ist dafür eine schier unerschöpfliche Quelle. Sogar beim Bettnässen soll er seine positive Wirkung entfalten. Erst sagte ich mir, man kann es mit der Honigbegeisterung auch übertreiben. Doch warum eigentlich nicht? Immerhin enthält Honig eine Reihe von Aminosäuren, aus denen im Körper Serotonin gebildet wird. Das wiederum zählt man zu den sog. Glückshormonen. Serotonin wirkt angstlösend und spannungsminimierend. Bettnässen hin, Bettnässen her: Wer etwas gegen sein‘ täglich Stress tun möchte, sollte einen Löffel Honig zu sich nehmen.


Bisher weiß man, dass Honig ca. 200 Inhaltsstoffe enthält. Darunter befinden sich verschiedene Inhibine. Die wirken als Entzündungshemmer. Wenn man gleich beim ersten Kratzen im Hals zum Honig greift, kann man so Entzündung gleich im Anfangsstadium bekämpfen.

Gleichzeitig liefert Honig viele antibakteriell und antiviral wirksame Stoffe, wie zum Beispiel das Flavonoid Pinocembrin oder das Enzym Glucoseoxidase. Honig kann deshalb zum einen die Primärinfektion durch Grippeviren bekämpfen und zum anderen verhindern, dass die angegriffenen Schleimhäute durch eine sekundäre bakterielle Infektion befallen werden.

Traubenzucker, um auf den zurückzukommen, dient dem menschlichen Körper in erster Linie zur Energiegewinnung und generell der Aufrechterhaltung von Körperfunktionen. Wer die steigern möchte, muß also nicht zu Red Bull aus der Dose oder Traubenzucker aus der Klarsichthülle greifen. Honig bringt‘s besser. Er transportiert daneben wertvolle Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren. Aber auch verdauungsfördernde Säuren wie Hormone, die sich günstig auf die Herztätigkeit auswirken. Honig ist deshalb das reinste Powerpack.

Doch das ist noch nicht alles. „Ein Jahrtausende altes Hausmittel kommt zu neuen Ehren“ heißt es in einer Veröffentlichung der Universität Bonn http://www.biohonigbonn.de/Honig_Uni_Bonn.pdf. Weiter kann man da lesen: „Honig hilft bei bestimmten Wunden besser als die modernsten Antibiotika… Selbst chronische Wunden, die mit multiresistenten Bakterien infiziert waren, heilten oft binnen weniger Wochen. Zusammen mit Kollegen aus Düsseldorf, Homburg und Berlin wollen sie ihre Erfahrungswerte nun in einer groß angelegten Studie absichern.“

Schon Homer berichtet in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr., dass Achill seine Wunden wirkungsvoll mit Honig handelte. Dass Honig die Wundheilung fördern kann, wussten ebenfalls die alten Ägypter. Auch mein 80jähriger Nachbar wurde, so berichtete er mir, noch als Kind mit Honiglappen behandelt.

Inzwischen ist der alte Streit entschieden, ob man z.B. Schürfwunden mit einem Pflaster versehen oder der frischen Luft aussetzen sollte. Ergebnis: Ein Pflaster ist das Mittel der Wahl, weil es die Wunde feucht hält. Und genau das bewirkt auch eine Honigbehandlung.

Doch die modernen Antibiotika verdrängten das alte Hausmittel. Mit gravierenden Folgen. “Heute sind wir in der Klinik mit Keimen konfrontiert, die gegen fast alle gängigen Antibiotika resistent sind”, erklärt der Bonner Arzt Dr. Arne Simon. “Damit wird medizinischer Honig für die Wundpflege wieder interessant.” Was der Arzt da im Einzelnen berichtet, ist lesenswert und verschlägt einem den Atem.

Honig ist antibakteriell und antifungizid heißt es in der nüchternen Sprache der Wissenschaft. Fakt ist: Die Bienen produzieren ein natürliches Antibiotikum. Damit schützen sie sich vor allerlei Keimen. Immerhin hat das ihnen, die deutlich älter als die Dinosaurier sind, bis heute das Überleben gesichert.

Ich bin da bescheiden. Mir reicht es, wenn ich mich vor Erkältungskrankheiten schützen kann. Täglich ein Esslöffel Honig sorgte jedenfalls in den letzten Jahren wirkungsvoll dafür.

Wer Honig verstehen will muss nach seinem evolutionären Sinn fragen. Bekanntlich hat die Evolution nichts Überflüssiges oder Sinnfreies hervorgebracht. Bienen sind älter als die schon längst ausgestorbenen Dinosaurier. Das Überleben der Insekten über Hunderte von Millionen Jahren hat die einzigartige Zusammensetzung des Honigs bewirkt. Er ist die Antwort auf die Herausforderungen der spezifischen Umwelt. Für ein ungemütliches halbes Jahr von Oktober bis März gibt es zu dem eingelagerten Honig weder Alternative noch Nachschub. Mittels Honig hemmen die Bienen in ihrem Bau die Entwicklung von Bakterien, bekämpfen Viren und schützen sie vor den verschiedensten Pilzen. Bären und Murmeltiere halten einen Winterschlaf. Die Bienen dagegen beginnen bereits mitten im Winter mit ihrem Brutgeschäft.

Was für Säugetiere die optimal zusammengesetzte Muttermilch ist für den Bienen-Nachwuchs der Honig. Gleichzeitig wirkt er als Energieträger wie bei uns z.B. das Heizöl. Egal, wie kalt es draußen ist: In der winterlichen Bienentraube herrscht stets eine Temperatur von 25°. Wenn dann im Februar/März die Brut beginnt, wird der entsprechende Bereich der Waben durch die Bienen auf 35° erwärmt. Das schaffen die Bienen durch Kontraktionen ihrer Brustmuskulatur. Die einzelne hält das 20 Minuten durch, dann wird sie von anderen wieder mit neuem Honig versorgt.

Zuletzt noch zwei Informationen:

  • Jeder Honig kristallisiert (Ausnahme: Akazien- oder Robinienhonig). Flüssiger Honig ist grundsätzlich verdächtig. Sehr wahrscheinlich wurde er zu stark erhitzt und ist deshalb „tot“.
  • Man kann kristallisierten Honig wieder flüssiger machen. Aber bitte nicht über 38°. Ab 40° sterben die wertvollen Enzyme ab.